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Helmut Theodor Rohner | PORTRÄT

Aktuelles - Leserbriefe 2007 - 2008

In Leserbriefen nimmt der Autor seit Jahren eifrig Stellung zu Fragen, die in den Medien gestellt werden. Eine Auswahl davon soll hier angeführt werden.

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Leserbriefe 2008

Hörte ich richtig?

Als ich gestern(4.11.) Vorarlberg heute anschaute, glaubte ich meinen Ohren und Augen nicht. Da sagte Landeshauptmann Sausgruber des Drogenhandels verdächtige Asylanten müsse man abschieben oder einsperren. Vor bzw. ohne Verurteilung. Ich bin sehr froh, dass wir in Österreich in einem Rechtsstaat leben dürfen. Das rechtsstaatliche Denken ist allerdings noch immer nicht in das Herz des ganzen Volkes gedrungen. Wenn die Politiker dieses Manko im Volk noch verstärken, dann handeln sie unverantwortlich. Ich halte Landeshauptmann Sausgruber für einen verantwortungsvollen, geraden Politiker und bin deshalb von seiner Aussage enttäuscht oder geradezu entsetzt. Wie kann er eindeutiges Unrecht nicht nur dulden, sondern sogar empfehlen? Dass die Bestrafung des Verbrechens Verdächtigter vor dem Prozess und dem Urteil ein Unrecht ist, sage nicht nur ich, sondern das öster­reichische Gesetz und die Carta der Menschenrechte.

Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn

Christen und Muslime in Vorarlberg

Koran und Bibel stammen aus vergangenen Zeiten. Sie verwenden z.T. andere Worte als wir heute. Wir Katholiken werden im Koran als Ungläubige „abgewertet“, sagt unser Bischof. Was kennt die Bibel außer Juden und Christen? Nur „Heiden“, und das bedeutete ursprünglich Ungläubige und Götzendiener.
Heute unterscheiden viele Christen und wohl auch viele Muslime zwischen Ungläubigen und Andersgläubigen. In Vorarlberg gibt es viele Christen und Muslime, die einander gut verstehen, einander helfen und sich auch gegenseitig als an denselben Gott Glaubende achten. Warum bestärkt sie der Bischof nicht in ihrem friedlichen Zusammenleben?

Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn

Ökumenische Ehen

Der Vorsitzende der Ökumenekommission Mag. Patrick Gleffe schrieb im Kirchenblatt vom 6.1.08: Das von konfessionsverschiedenen Ehen gelebte Zeichen der Einheit der Kirchen in Christus komme zu wenig zur Geltung. Der geistliche Ertrag solch gelebten Christentums verdiene eine weit höhere Wertschätzung.
Diese Ansicht unterstütze ich voll und ganz und habe dazu eine neue Idee: Die christlichen Kirchen sollten diesen „ökumenischen“ Ehepaaren eine Doppelzugehörigkeit zu beiden ihrer Kirchen gewähren und ihnen erlauben, ihre Kinder ökumenisch zu taufen und zu erziehen. Es gibt schließlich nur eine Kirche Jesu Christi, auch wenn die einzelnen christlichen Konfessionen noch nicht fähig sind, das voll zum Ausdruck zu bringen.
P.S. Die Dreikönigsnummer des Kirchenblattes war eine besonders gut gelungene Ausgabe mit einer Reihe von interessanten, aktuellen und weiterführenden Beiträgen. Gratuliere!

Leserbrief fürs Kirchenblatt, Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn


Leserbriefe 2007

Apostolin der Apostel

Der päpstliche Hausprediger P. Cantalamessa hob beim Karfreitagsgottesdienst die Bedeutung der Frauen stark heraus: Sie seien historisch gesehen „schuldlos an seinem (Christi) Blut“, weil keine einzige von ihnen auch nur indirekt an seiner Verurteilung mitgewirkt habe. Die Jüngerinnen seien Jesus gefolgt, weil sie besser als andere das Evangelium angenommen hätten. „Sie sind den Motiven des Herzens gefolgt, und die haben sie nicht getäuscht.“ „Wir müssen den Motiven des Herzens mehr Raum geben, wenn wir vermeiden wollen, dass es zu einer spirituellen Eiszeit kommt.“ Der Kapuzinerpater sprach sich gegen einen „Götzendienst des Intelligenzquotienten“ aus. Nur die Liebe erlöse und rette, während Wissensdurst allein in den Abgrund führen könne. Er nannte es eine „Notwendigkeit, den Frauen mehr Raum zu geben.“ Wenn sie einmal von den alten Unterwerfungen befreit seien, könnten sie dazu beitragen, die Gesellschaft vor Gewalt, Machtwillen, spiritueller Dürre und Miss­achtung des Lebens zu retten.
Von Maria Magdalena sagte P.Cantalamessa, sie sei irrtümlich nur als Büßerin in die Geschichte eingegangen. In Wirklichkeit sei sie die erste Zeugin der Auferstehung und die „Apostolin der Apostel“.

Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn

Christlich werden

Zu meiner Freude kenne ich eine evangelische Pfarrerin, die zu ihrer evangelischen Kirche genau so kritisch steht wie ich zu meiner katholischen. Manchmal, wenn sie sich über einen Fehler auf evangelischer Seite ärgert, dann haut sie auf den Tisch und schreit: „Es ist zum Katholisch-Werden!“ Wenn ich mich auf meiner Seite in ähnlicher Situation befinde, haue ich auf den Tisch und schreie: "Es ist zum Evangelisch-Werden!" Beide haben wir keine Lust, zur andern Kirche überzutreten, weil wir daran glauben, dass beide Kirchen noch Evangeliums-gemäßer werden könnten, wenn sie ernsthaft möchten. Gemeinsam wollen wir sie dazu ermutigen.
Die neugewählten Leiter der evangelischen Kirche in Österreich geben zur Zeit tolle, zukunftsweisende (zum Teil sogar in unserm katholischen Kirchenblatt abgedruckte) Stellungnahmen ab. Da freuen wir uns beide. Der Papst macht zwei bedauerliche Rückzieher in Bezug auf die Liturgiereform und die Beurteilung unserer evangelischen Schwesterkirchen. Das ärgert uns beide. Wir schlagen beide auf den Tisch und schreien: „Es ist zum Christlich-Werden!“

Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn

Dialogverweigerung

Unser Kardinal sagt: Kritik soll ihren Platz haben. Wir fragen: Wo hat sie einen Platz? Wo wird sie gehört und ernst genommen? „Heiße Eisen“ brennen ei8nem großen Teil des Kirchenvolkes auf dem Herzen. „Es gibt keinen Platz, heiße Eisen zu diskutieren“, sagt der Kardinal. Da es viele Gruppen in der österreichischen Kirche gibt, fragt es sich, mit welchen soll der Papst diskutieren. Richtig. Aber wenn der Papst deswegen mit keiner Gruppe redet, dann bedeutet das Dialogverweigerung auf der ganzen Linie.

Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn,
Leserbrief für die VN, Geschrieben: 7.9.07, Veröffentlicht: 10.9.07


Frohbotschaft

Zum Leserbrief von Pfarrer Rohner, veröffentlicht in den „VN“, nehme ich, auch als Leserbrief-Schreiber, wie folgt Stellung: Pfarrer Rohner scheint seine Mission darin zu sehen, die Kirche zu kritisieren. An allem und jedem hat er etwas auszusetzen. Seien „Frohbotschaft“ vertreibt die Mitmenschen aus der Kirche, der er als Priester einmal die Treue gelobt hat und von der er lebt. Von den Balken in seinen eigenen Augen könnte ihn vielleicht eine Phase der Stille und Besinnung befreien.

Dr. Paul Weber, Radetzkystrasse, Dornbirn,
veröffentlicht 11.9.2007



Drei Fragen

Seit mehr als einem Jahrzehnt verweigert Rom den Dialog mit den z.T. recht starken, in Österreich und anderswo entstandenen Reformgruppen. Nun möchte ich Herrn Dr. Paul Weber und einige andere fragen:

1. Wer vertreibt mehr Menschen aus der katholischen Kirche, die konstante Dialogverweigerung Roms oder meine Kritik an dieser Dialogverweigerung?

2. Warum ist es manchen Menschen unmöglich, hinter meiner Kritik, die Absicht zu entdecken, etwas verbessern zu wollen?

3. Sahen nicht die Propheten und auch Jesus selbst einen wesentlichen Teil ihres Auftrages in der Kritik der bestehenden sozialen und religiösen Zustände?

(Nachsatz: Wenn ich die Bibel aufmache, stelle ich fest, dass die Propheten und Jesus die religiösen Autoritäten ihrer Zeit viel schärfer kritisierten als ich dies tue.)

Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 11. September 2007 (Einsendedatum)

Einzige Möglichkeit: Miteinander

Die „gemeinsame Zukunft der Menschheit, ja möglicherweise das Überleben der Welt“ stehen auf dem Spiel, wenn Muslime und Christen nicht friedlich zusammen leben. Das betonen 138 islamische Theologen und Religionsgelehrte in einem gemeinsamen Brief an Papst Benedikt XVI., den orthodoxen Ökumenischen Patriarchen Bartolomaios I. und den anglikanischen Primas, Erzbischof Rowan Williams. Die Unterzeichner kommen aus dem Nahen Osten, Asien, Afrika, Europa und Nordamerika. Erfeulicherweise finden sich unter ihnen sowohl Sunniten als auch Schiiten, aber auch Sufis(mystische Strömung im Islam). Der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Kardinal Tauran freut sich über dieses „ermutigende“ Schreiben, das zeige, dass guter Wille und Dialog in der Lage seien, Vorurteile zu überwinden. Zu diesem friedlichen Miteinander gibt es keine gangbare und vernünftige Alternative. Miteinander gegen Hass, Verachtung und Vorurteile. Miteinander gegen Gewalt.
Miteinander für den interkulturellen und interreligiösen Dialog. Miteinander für die Einhaltung der Menschenrechte. Miteinander gegen die verschiedensten Formen der Diskriminierung der Frauen.

Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn

Der suchende und schenkende Papst

Im Vorwort zum neuen Buch von Josef Ratzinger- Benedikt XVI. heißt es wörtlich: „Gewiss brauche ich nicht eigens zu sagen, dass dieses Buch in keiner Weise ein lehramtlicher Akt ist, sondern einzig Ausdruck meines persönlichen Suchens ‚nach dem Angesicht des Herrn‘ (vgl. Ps 27,8). Es steht daher jedermann frei, mir zu widersprechen. Ich bitte die Leserinnen und Leser nur um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt.“
Der Papst Josef Ratzinger schenkt uns die Ergebnisse seines theologischen und spirituellen Suchens. Wir sollen es wohlwollend lesen. Er aber wird uns nicht bestrafen oder uns böse sein, wenn wir nicht in allem seine Überzeugung teilen. Und das bei einem ganz zentralen Thema unseres christlichen Glaubens.
Wenn wir uns alle als Suchende bekennen und die Ergebnisse unseres Suchens zum Segen aller liebevoll untereinander austauschen, dann könnte eine neue Epoche in der katholischen Kirche beginnen oder schon begonnen haben.

Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn

Priester jammern

Ein über 70jähriger Priester sagte gestern (schreibt der Katholik Martin Brait):
„Ich habe Kontakte zu Priestern in 40 Ländern, auf der ganzen Erde verstreut. Und überall höre ich das Gleiche: Anstehende Reformen werden zurückgewiesen mit dem Argument der Weltkirche. Ich frage mich, wer ist denn die Weltkirche, wenn überall auf der Welt dieselben Reformanliegen aus Rücksicht auf die Weltkirche verhindert werden?“ Irgendetwas kann doch da nicht stimmen.

Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn

Zehnerlei(!) Priester möglich

In der katholischen Kirche gibt es einen einzigen Priestertyp. Und der Priestermangel ist groß. Ab Herbst gibt es bei uns schon einen Pfarrer (Alois Erhart), der für vier Gemeinden zuständig sein soll. Wenn ich meiner Fantasie freien Lauf lasse, stelle ich fest, dass es von Jesus her gesehen zehn oder noch mehr Typen von Priestern geben könnte.
Männliche und weibliche.
Unverheiratete und verheiratete.
Akademiker und Volkspriester.
Bezahlte und ehrenamtliche.
Lebenslange und Priester auf Zeit.
Wenn mir jemand sagt, solange die Kirchenleitung diese andern Typen von Priestern und Priesterinnen nicht wolle, sei mein Nachdenken umsonst, so kann ich das akzeptieren. Aber es soll mir bitte niemand sagen „ d i e Kirche" als ganze sei dagegen.

Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn, 23.7.2006


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