Helmut Theodor Rohner | PORTRÄT

Basisgruppen und Befreiungstheologie

Praxis und Theorie eines authentisch gelebten Glaubens. Option für die Armen. Im europäischen Kontext, aber mit wichtigen Impulsen aus Lateinamerika.


An einer Kurve meines Lebens

1971 kam ich von Finnland in meine Heimat Vorarlberg, um nach Brasilien weiter zu reisen, sobald ich dafür das Visum in Händen hätte. Doch meine kirchlichen Vorgesetzten sagten plötzlich: Du hast noch keine Erfahrung in einer Pfarrei. Deswegen musst du zuerst ein paar Jahre bei uns in eine Pfarrei. Ich habe den Verdacht, dass sie es für zu gefährlich hielten, mich nach Brasilien gehen zu lassen, weil ich manchen als ein eher linksgerichteter Heißsporn erschien und es damals in Brasilien noch die Militärdiktatur gab.
Ich kam in einen Gewissenskonflikt. Wenn ich mich bei uns in eine Pfarrei versetzen lasse, dann komme ich wahrscheinlich nie nach Brasilien. Denn man wird sagen: Du musst so lange warten, bis wir trotz Priestermangel einen Nachfolger für dich haben. Ich nahm den kirchlichen Gehorsam ernst und fragte mich: Vergehe ich mich gegen diesen Gehorsam, wenn ich stur bei meinem (bereits in die Wege geleiteten) Brasilienprojekt bleibe?
Mit dieser Frage ging ich zu Kaplan Rudi Siegl, dem damaligen Jugendseelsorger der Diözese. Zu ihm hatte ich Vertrauen. Er sagte mir klar: Das Festhalten an deinem Projekt ist keineswegs Ungehorsam. Die Vorgesetzten in Feldkirch wussten, dass du nicht nach Vorarlberg kamst, um hier zu bleiben, sondern dass du nach einem Zwischenaufenthalt hier weiter nach Brasilien wolltest. Mein Gewissen war damit beruhigt und ich bin Rudi Siegl heute noch dankbar für seinen guten Rat.
Wenn ich in Vorarlberg geblieben wäre, hätte mein Leben einen ganz andern Weg eingeschlagen und es würde die schönste und fruchtbarste Zeit in Brasilien fehlen.


Weg der kleinen Gemeinschaften

Der Christ unserer Tage
braucht die Gemeinschaft.
Er braucht Menschen, mit denen er
die eigentlichsten und wesentlichsten
und tiefsten Fragen seines Lebens besprechen kann;
die ihn nicht gleich auslachen,
Menschen, die ihn verstehen;
Menschen, die genauso
auf der Suche sind wie er; Menschen mit denen er
gemeinsam Jesus „be-denken“,
Seiner „ge-denken“ kann.
Tausend Gruppen von Christen,
jede rund um einen Tisch,
werden ein Feuer sein,
an dem sich viele entzünden.
Ich bin überzeugt, dass
die kommende Kirche diesen Weg
der „kleinen Gemeinschaften“
gehen wird und gehen muss.

Kardinal Franz König


Prostituiertenpastoral in Brasilien

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Wie ist eine Basisgemeinde(BG) oder eine Basisgruppe(BGR) ?

Sie fördert die Persönlichkeit jedes Mitgliedes. Volle Entfaltung des Individuums.
Sie fördert die Gemeinschaft, und zwar eine möglichst qualitativ wertvolle.
Sie legt Wert auf die Gleichwertigkeit aller Mitglieder. Es gibt kein oben und unten.
Die Leitung oder Koordination rotiert.
Sie besteht auf Geschwisterlichkeit. Frauen und Männer werden gleich behandelt.
Sie ist ökumenisch gesinnt.
Kleine Ökumene; Versöhnte Verschiedenheit und Zusammenarbeit der christlichen Konfessionen. Große Ökumene: Dialog und Annäherung der verschiedenen Religionen. Kosmische Ökumene: Aussöhnung zwischen Mensch und Schöpfung.
Sie ist offen für Fromme und weniger Fromme, Insider und kritisch Distanzierte, Überzeugte und Zweifelnde. Suchende sollten alle sein.
Sie pflegt und vertieft den Glauben ihrer Mitglieder.
Solidarität ist ihr wichtig; in der eigenen Umgebung und weltweit.
Dazu gehört auch die Bereitschaft, den eigenen Lebensstandard bewusst und freiwillig zugunsten der Hungernden und Not Leidenden zu senken. Sie will ein Ort der Erneuerung sein. Sie setzt sich im persönlichen, gesellschaftlichen, kirchlichen und ökologischen Bereich für Verbesserungen ein. Eingebunden in größere kirchliche und gesellschaftliche Zusammenhänge, schützt sie doch ihre Eigenständigkeit. Was und wie in ihr etwas getan wird, entscheiden die Mitglieder in Eigenverantwortung.
Sie möchte überschaubar klein bleiben. Alle sollen sich gegenseitig kennen.
Eine gemeinsam vereinbarte Verbindlichkeit wird von allen erwartet.
Die BG/BGR hat auch als Gruppe den Ehrgeiz, ein Original zu sein.
Sie hat etwas mit der Befreiungstheologie zu tun. So wie vor Gott, sollen auch vor uns die Zu-Kurz-Gekommenen den Vorrang haben. Wir wollen ihnen helfen, sich selbst zu befreien.

Die BG/BGR kennt drei Ziele:
1. Vertiefung und Verlebendigung des Glaubens. Einheit zwischen Glauben und Leben.
2. Pflege der Gemeinschaft und der Geschwisterlichkeit.
3. Engagement für die Verbesserung der Gesellschaft und der Kirche(n) bzw. der Religionen,
- nicht nur als Individuum, sondern auch als Gruppe,
- den eigenen Möglichkeiten entsprechend auch weltweit(alternative Globalisierung),
- auch in struktureller Hinsicht.

Diese Vision ist wie ein Stern,
der uns die Richtung weist,
aber in unerreichbarer Höhe leuchtet.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne
Helmut Rohner


Hefte zum Thema

Heft 1: klein und überschaubar, aber mit kosmischem horizont    DIN A4, 42 Seiten

Titelseite Grundsätzliche Darstellung der Basisgruppen und Basisgemeinden in Europa.
Vorstellung der priesterlos-priesterlichen Basisgemeinde von Baden-Rauheneck bei Wien.
Ein Symbol des kosmischen Christus.
Ingrid Thurner: Und sie(die Kirche) empfing vom Heiligen Geist.
Pia Gyger: Konzept für spirituell-politische Bewusstseinsentwicklung.

klein und überschaubar, aber mit kosmischem horizont (.pdf Datei - 6,7 MB)

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Sind Basisgemeinden/Basisgruppen(BG/BGR) eine Antwort auf verschiedene Fragen unserer Zeit?

Zwölf Fragen, Trends, Megatrends der Gegenwart, die relevant für unsere Zukunft sind. Zwölf Antworten, welche die BG/BGR zu geben versuchen.

I. Individualismus
  1. Egoistischem Individualismus, der dem Individuum und seinen Beziehungen schadet, entgegen wirken: Ausgewogene Selbstverwirklichung durch Einbindung in die überschaubar kleine Gemeinschaft.
  2. Einmalige,starke,selbstständige Persönlichkeiten fördern und weiter entwickeln.
II. Ablehnung bisheriger Gemeinschaftsformen
(einengend, intolerant, bevormundend).

Neue Formen der Gemeinschaft suchen, ausprobieren, einüben(experimentieren). Ziel: geschwisterliche, verlässliche, flexibel-verbindliche, tragfähige und überschaubare, aber möglichst wenig einengende und überhaupt nicht bevormundende Gemeinschaften.

III. Fortschreitende Entsolidarisierung
  1. Solidarität mit Armen und Ausgegrenzten in nah und fern.
  2. Einfaches Leben.
IV. Entfremdung von den Kirchen
  1. Loyale Kritik an den Kirchen und Versuch der Verbesserung derselben.
  2. Kirche im Geiste Jesu im Kleinen zu leben versuchen.
  3. Relativierung der Kirchen gegenüber der Reich-Gottes-Botschaft Jesu.
V. Glaubensschwund und religiöse Sprachlosigkeit
  1. Neues/altes Verständnis: Glaube aus individuellen und kollektiven Erfahrungen.
  2. Diesen Glauben in der Gemeinschaft zur Sprache bringen.
VI. Tendenz zur Echtheit
Eine „Zwölfergruppe“ kann ein guter Nährboden für menschliche und religiöse Echtheit sein.

VII. Emanzipation der Frauen und Feminismus
  1. Gleichwertigkeit aller in Gesellschaft und Kirche fördern. Allmähliche Überwindung der patriarchalen Gesellschaft und Kirche voran treiben.
  2. Die Geschwisterlichkeit und Partnerschaft in der BG/BGR leben.
VIII. Streben nach Freiheit
  1. BG/BGR fördern die Mündigkeit und Selbstständigkeit ihrer Mitglieder. Viele gemeinsame Entscheidungen, bei denen sich jeder/jede Einzelne einbringen kann und soll.
  2. Die BG/BGR reklamieren auch als Gemeinschaften eine große, wenngleich nicht absolute, Autonomie für ihr Leben und ihre in Eigenverantwortung gefällten Entscheidungen.
IX. Wunsch nach strukturellen Veränderungen
in Gesellschaft und Kirche
  1. Bewusstseinsbildung, Öffentlichkeitsarbeit und Druck auf die zivilen und kirchlichen Verantwortungsträger.
  2. Vernetzung untereinander und mit andern Gruppen und Bewegungen(z.B. Internationale Bewegung „Wir sind Kirche“ sowie internationale und nationale „Sozialforen“).
  3. Neue Strukturen der Geschwisterlichkeit, der Solidarität und der Ehrfurcht vor jedem Menschen und jedem Geschöpf im Miniaturmaßstab leben.
X. Erstarken der christlichen Ökumene
in Gesellschaft und Kirche
  1. Förderung des Dialogs, der Zusammenarbeit und der Abendmahlsgemeinschaft.
  2. Überlebte,als sinnlos empfundene Grenzen im eigenen Gruppenleben fallen lassen.
XI. Entwicklung zu einer multikulturellen
und multireligiösen Gesellschaft
  1. Förderung des Dialogs und der Verständigung zwischen den Völkern, Kulturen und Religionen.
  2. Sogenannte „pluralistische“, d.h. multikulturelle und multireligiöse Basisgruppen.(Getreues Abbild unserer Situation im Alltag: im Wohnviertel und/oder am Arbeitsplatz).
XII. Teilen und Ausleihen sind out
in der heutigen Gesellschaft
In den BG/BGR wird Leben und Glauben, Materielles und Geistiges geteilt und ausgeliehen.

Ausführlicher äußert sich der Autor dieser Zusammenfassung(Helmut Rohner) zu demselben Thema im „Goldenen Heft Nr.2“:“Christliche Basisgemeinschaften“, Seite 56-64.


Heft 2: Christliche Basisgemeinschaften    DIN A5, 74 Seiten

Titelseite Kirchenträume, Leitbild, konkrete Beispiele(Basisgruppe „Senfkorn“ in Dornbirn u.a.), Bedeutung und Vernetzung der Basisgruppen/Basisgemeinden. Sind sie eine Antwort auf die Fragen unserer Zeit?

Christliche Basisgemeinschaften (.pdf Datei - 7 MB)
Christliche Basisgemeinschaften (.pdf Datei - 30 MB)

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Heft 3: Basisgemeinde Micha in Innsbruck    DIN A5, 32 Seiten

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Heft 4: Basisgruppe Küssnacht/Schweiz    DIN A4, 20 Seiten

Titelseite Dieses Heft kann solange der Vorrat reicht, beim Autor gegen Entgelt der Versandspesen bestellt werden.


Du führst mich hinaus in die Weite     DIN A4, 51 Seiten

Titelseite Eine kleine Biografie von H. Th. Rohner bis zur Feier des 60.Geburtstages.

Leseversion (Seiten sortiert):
Du führst mich hinaus in die Weite (.pdf Datei - 12,4 MB)

Druckversion:
Du führst mich hinaus in die Weite (.pdf Datei - 13,9 MB)

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60. Geburtstag Helmut Rohner60. Geburtstag Helmut Rohner

60. Geburtstag Helmut Rohner60. Geburtstag Helmut Rohner


Impulse aus Lateinamerika für Gesellschaft und Kirche, 3 Teile:

Titelseite 1. Ansätze zur Erneuerung von Gesellschaft und Kirche. Impulse aus den Basisgemeinden.
2. Stets dialog- und lernbereit: Die lateinamerikanische Befreiungstheologie..
3. Kirchliche Arbeit mit prostituierten Frauen in Brasilien.

Impulse aus Lateinamerika für Gesellschaft und Kirche (.pdf Datei - 15,3 MB)



Buch: ERNEUERUNG VON UNTEN

Titelseite Kirchliche Basisgemeinden in Brasilien.
Ein Erfahrungsbericht. Verlag St. Gabriel, Mödling-Wien, 1986, 144 Seiten.


BUCH LESEN >>>
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Dieses Buch kann auch in der Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz/Österreich ausgeliehen werden.



Inkulturation der Gottes- und Menschendienste

Ein besorgter Brief an den Papst (.pdf Datei - 68 kB)