Aktuelles - Leserbriefe 2010
In Leserbriefen nimmt der Autor seit Jahren eifrig Stellung zu Fragen, die in den Medien gestellt werden. Eine Auswahl davon soll hier angeführt werden.
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Leserbriefe 2010
EINMALIGES WEIHNACHTSGESCHENK
Die Ökumene und der interreligiöse Dialog sind große Herausforderungen an alle Religionen, wenn diese dem Weltfrieden dienen sollen. Auch die VN berichten immer wieder von Veranstaltungen, die diesen Themen gewidmet sind. Der österreichische, in den USA lebende Benediktiner und Mystiker David Steindl-Rast hat uns dazu ein einmaliges Geschenk gemacht. In seinem neuen Buch "Credo. Ein Glaube, der alle verbindet." gelingt ihm das Unglaubliche: Er deutet das christliche Glaubensbekenntnis so, dass es niemanden ausschließt. Er geht in die Tiefe (zum zutiefst Menschlichen), um in die Weite (dem Allumfassenden = Katholischen) zu kommen.
Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 6. Dezember 2010 (Einsendedatum)
GRENZENLOSE LIEBE GOTTES
Der Schweizer Kapuziner Br. Walbert Bühlmann schrieb vor vielen Jahren ein wegweisendes Büchlein: "Die Wende zu Gottes Weite". Jetzt erschien zum gleichen Thema ein noch viel wertvolleres und tieferes Buch vom Benediktiner David Steindl-Rast unter dem Titel "Credo. Ein Glaube, der alle verbindet." Er hat ein ganzes, langes Leben darüber nachgedacht und meditiert und jahrzehntelang daran gearbeitet. Die LeserInnen können eine reife Frucht ernten und zum Wohle der Menschheit und des weltweiten Friedens in ihr christliches Glaubensleben einfügen.
Pfr. Helmut Rohner, Dornbirn
Leserbrief für das Vorarlberger Kirchenblatt, 1. Dezember 2010 (Einsendedatum)
Verminderung der Kirchenaustritte
Für die Kirche ist es hart, wenn sie in kurzer Zeit viele Austritte hinnehmen muss. (Auch mir persönlich tut das sehr weh.) Deshalb ist es wichtig, darüber nachzudenken, welche Austritte verhindert werden könnten. Manche stört die Behandlung von Geschiedenen Wiederverheirateten, von verheirateten Priestern und ihren Frauen, von Schwulen und Lesben. Andere stört die fehlende Mitbestimmung bei Bischofsernennungen. Wieder andere stoßen sich an der Zwei-Klassen-Gesellschaft(Klerus-Laien), die Jesu Geist völlig widerspricht. Vielen fehlt die Möglichkeit der Mitbestimmung der direkt Betroffenen bei wichtigen Entscheidungen. Manche stört der Prunk bei Papstbesuchen und Papstmessen. Ein wichtiger Punkt ist das, was als Benachteiligung der Frauen empfunden wird. Die absolute Macht des Papstes über jeden Katholiken ist für viele nicht akzeptierbar. Dass der Vatikan sich selbst als „die Weltkirche“ deklariert, stößt manchen bitter auf. In all diesen Punkten müsste die Kirche sich überlegen, ob sie den Tatbestand ändern könnte oder von Jesus und vom Neuen Testament her sogar müsste. Es könnten sich daraus gleichzeitig zwei positive Effekte ergeben: eine beträchtiche Verminderung der Austritte und eine heilsame Korrektur von möglicherweise unevangelischen Entwicklungen der Vergangenheit und Gegenwart.
Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn
13.10.2010
Interpretation der Kirchenaustritte
Bischof Elmar schreibt im Kirchenblatt: „Die heuer zahlreichen Austritte aus der Kirche zeigen, dass die Erwachsenen oft keine innere Beziehung zu Christus und zur Frohbotschaft haben.“ Damit hat der Bischof recht. Es gibt sicher eine Gruppe von Gläubigen, für die diese Interpretation zutrifft. Daneben aber gibt es auch jene, die aus der katholischen Kirche austreten, weil in ihren Augen die Kirche selbst in bestimmten Punkten die innere Beziehung zu Christus und zur Frohbotschaft verloren hat. Seit dem „Dialog für Österreich“ im Jahre 1998 verweigert die Kirchenleitung in Österreich trotz gegenteiligem Versprechen den offenen Dialog mit einem beträchtlichen Teil des Kirchenvolkes. Kein Wunder, wenn manchen oder vielen nach so viel Jahren engagierten Bemühens ohne jeden Erfolg die Geduld ausgeht und sie enttäuscht feststellen: Die Kirchenleitung in Österreich und Rom ist nicht bereit, auf die Basis zu hören. Deshalb können wir es in unserm Gewissen nicht mehr verantworten, diese Kirche zu unterstützen, die sich über lange Zeiträume und hartnäckig weigert, klare Vorgaben Jesu Christi zu befolgen, auch wenn sie unermüdlich darauf aufmerksam gemacht wird.
Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn
23.09.2010
Das Wort Liebe
Alle wissen, dass dieses Wort vielerlei Bedeutungen haben kann. Deswegen habe ich in meinem Leserbrief von „christlicher Liebe“ gesprochen und diese klar der Beliebigkeit entgegen gesetzt. Ich sprach von der „Liebe Gottes“, die wir empfangen und dann weiter schenken dürfen. Wer kann behaupten, mit richtig verstandener christlicher Liebe oder Liebe Gottes sei von mir eine „fatale Beliebigkeit“ gemeint? Liebe Frau Albrecht, wo in meinem Leserbrief wird das Wort Liebe als leere Hülle verwendet, die man willkürlich füllen kann? Wo ist in meinem Text das Wort Liebe so verzerrt gebraucht bzw. missbraucht, dass es auch das Gegenteil bedeuten kann? Mein Eindruck ist, dass sie meine Worte nicht sehr liebevoll, eher schon „beliebig“ deuten.
Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn
Leserbrief für die VN
Warum nur 30 Minuten?
Auf das Priestertum muss sich jeder Kandidat 6-7 Jahre vorbereiten. Soll in der Kirche etwas geändert werden, müssen wir oft Jahrzehnte oder Jahrhunderte darauf warten. Auch bei Bischofsernennungen lässt sich die Institution meist sehr lange Zeit.
Bischof Fischer weiß aber davon zu erzählen, dass ihm der Nuntius gerade einmal 30 Minuten Bedenkzeit ließ, nachdem er in Rom zum Bischof ausersehen worden war. Ist das nicht unmenschlich kurz? Wurde hier nicht eine Person – ohne Notwendigkeit - überfahren? War unser Bischof Elmar ein bedauerlicher Einzelfall? Ich erinnere mich, dass Bischof Kräutler in Brasilia genau so überrascht und zu sofortiger Entscheidung, sogar ohne Möglichkeit der Befragung seiner Mitarbeiter, die alle weit weg waren, gezwungen wurde. Zu dieser „Allzeit-bereit-Haltung“, die hier verlangt wird, passt der kategorische Ausspruch der jüdischen Philosophin Hannah Arendt: Kein Mensch hat das Recht (ohne genügend Bedenkzeit) zu gehorchen!
Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn
Leserbrief für die VN
Aus Liebe und Sorge
Etwa 550 Mitglieder der Pfarrgemeinderäte rangen in teils hitzigen Debatten mit
mehreren Bischöfen in Mariazell um die Zukunft der katholischen Kirche in Österreich. Dabei geschah offensichtlich etwas sehr Bedeutsames: Beide Seiten fanden zurück zu gegenseitigem Vertrauen und echtem Dialog.
Kardinal Schönborn sagte gegen Schluss des Kongresses, besonders bewegt hätte ihn die Erfahrung, „mit welcher Liebe und Freude die Menschen an den Gemeinden hängen.“ Sie seien tatsächlich ein bleibendes „Grundgewebe und Lebensboden der Kirche.“ Dass die Sorge um dem Fortbestand dieses „Grundgewebes“ sich in Frustration und Enttäuschung, auch in aufbrechenden Emotionen Bahn brechen kann, habe er am Vortag zunächst als „starken Schmerz“ empfunden. Im Rückblick müsse er jedoch eingestehen, dass diese „oft überschäumenden Wortmeldungen allesamt der Liebe und Sorge um die Zukunft der Gemeinden entspringen – und da kann man dann auch einiges ertragen und sich zumuten.“
Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn
„Gottes- und Menschheitsfamilie“
Wiederum sagt uns jemand (Pfr. Eberhard Amann), der nicht mit dabei war, was wir am 6.12. im Pfarrheim Hatlerdorf gefeiert haben: „Rohner zelebrierte sein Weltethos“. Davon war nicht die Rede. Wir feierten sozusagen die „Menschheitsfamiie“ als „Gottesfamilie“, d.h. wir betrachten uns alle trotz all unserer Unterschiede als Schwestern und Brüder, weil wir alle einen gemeinsamen Schöpfer und Vater haben, der uns alle liebt. Die Menschen, die Völker und die Religionen haben alle verschiedene (übrigens lauter defizitäre) Gottesbilder, aber die Wirklichkeit, die dahinter steht, ist nach unserem christlichen Verständnis eine einzige und daher für alle gemeinsame. An diesen gemeinsamen Gott wenden wir uns im gemeinsamen Gebet. Und wir können so unsere grenzüberschreitende Geschwisterlichkeit lebendig erfahren. Das war das Schöne und gleichzeitig die Tiefe der interreligiösen Feier.
Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn
Leserbrief für die VN
Wir sind Kirche
Im Leserbrief von Pfr. Mathei verwundern mich die meisten seiner Aussagen und ich habe den Eindruck, er lebe in einer anderen Kirche als ich und ein Großteil der heutigen Katholiken. Wie könnte er sonst behaupten, in der kath. Kirche gebe es keine autoritären Machtstrukturen mehr? Diese wurden 1870 sogar dogmatisch festgelegt und nie geändert. Er als Pfarrer kann rechtlich gesehen jederzeit die ganze Pfarrei autoritär überfahren, da alle Gremien nur beratend sind. Natürlich entstand ein wichtiger Teil unserer Glaubenslehre, nämlich gerade die Dogmen, durch Dialog und Abstimmungen bei den verschiedenen Konzilien. Dass die katholische Kirche mit Sexualität nicht besonders gut umgehen kann, muss heute wohl niemandem mehr erklärt werden. Solange der Zölibat als strikte Bedingung für die Weihe besteht, kann auch Pfr. Mathei nicht sagen, wie groß oder wie klein der Prozentsatz der Weihekandidaten ist, die den Zölibat von sich aus bejahen. Das lässt sich erst nach Abschaffung dieser Vorschrift feststellen.
Pfr. Helmut Rohner, Im Horn 20, Dornbirn
Leserbrief für die VN
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