Aktuelles - Leserbriefe 2014
In Leserbriefen nimmt der Autor seit Jahren eifrig Stellung zu Fragen, die in den Medien gestellt werden. Eine Auswahl davon soll hier angeführt werden.
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Leserbriefe 2014
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Einer der ältesten Männer der Pfarre Schoren, Dr. Rudolf Seewald, ließ am 19.12. in den VN mit dem revolutionären Ruf aufhorchen: Hurra, wir haben eine Pfarrerin! Grund: Die neue Pastoralkoordinatorin erklärte in einem Gottesdienst, dass sie die Seelsorge teilweise übernehme. Dr. Seewald stellt dazu die Frage: Werden die geweihten Priester an den Rand gedrängt?
In Wirklichkeit soll niemand an den Rand gedrängt werden. Die seelsorglichen Aufgaben sind, speziell heute, so vielfältig, dass es für alle genug zu tun gibt. Ein Seelsorgemonopol der geweihten Priester war eine geschichtliche Fehlentwicklung. Jetzt wurden die Aufgaben neu verteilt und was angestrebt wird, ist eine bessere Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Geweihten und Gefirmten sowie zwischen Männern und Frauen. Dieses Ziel findet heutzutage viel Zustimmung an der Basis der Kirche, bei unserm Bischof und bei unserm Papst. Und noch einer hat uns dieses Ziel vorgegeben, nämlich Jener, der sagte „Ihr alle seid Brüder“ und damit zweifellos meinte „Ihr alle seid gleichwertige Brüder und Schwestern.“
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 21. Dezember 2014 (Einsendedatum)
Gegen die Festgefahrenen
Am Sonntag, den 7.12. gab Papst Franziskus der argentinischen Zeitung „La Nacion“ ein langes Interview, das großes Aufsehen erregt hat. Er sprach u.a. über die Themen Klerikalismus, Familiensynode, Homosexualität, Wiederverheiratete, Änderungen der Lehre, Widerstand gegen den Papst, Streitigkeiten unter den Kardinälen, gesundheitliche Probleme und Reisepläne. Er hat offensichtlich keine Angst vor heiklen Fragen und weicht ihnen nicht aus. Aber er vermeidet autoritäre, alleinige Entscheidungen und spricht sich stets für eine offene, dialogisch-prozesshafte Entwicklung aus, die er nicht vorzeitig festlegen will. Er fordert immer wieder Offenheit für den Geist, die Veränderung, die Zeit, die Menschen, die Armen. Auf eine Gruppe hat er es abgesehen, sie möchte er aus ihrem Dornröschenschlaf wecken und in Bewegung bringen: die Festgefahrenen.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 10. Dezember 2014 (Einsendedatum)
Treue
Im November besuchte Bischof Benno Elbs eine Berufsschule in Feldkirch. Wir Vorarlberger sind stolz und glücklich, dass wir jetzt einen Bischof haben, der den Kontakt zu den Jugendlichen sucht und findet und mit ihnen auf Augenhöhe spricht und debattiert. Die Atmosphäre in der Schule war gut und die Jugendlichen getrauten sich immer mehr zu fragen. So stellte eine Schülerin auch die Frage: „Was ist, wenn Ihnen die Traumfrau begegnet?“ Der Bischof antwortete, auch er trage einen Ring wie ein Ehemann. Wer die Treue ernst nehme, sei nicht gefeit gegen Versuchungen, aber letztlich sei die Treue stärker. Gute Antwort. Nur hätte der Bischof auch noch hinzufügen können: Es ist durchaus möglich, dass die Kirche der Zukunft in der Treue zur Traumdiözese und zur Traumfrau keinen Widerspruch mehr sieht. Und ein kirchlicher Insider hätte den Bischof (bösartig) fragen können: Was ist, wenn in ein paar Jahren Mutter Kirche für Sie eine neue Diözese (sozusagen eine neue Braut) aussucht? Das ist doch heute durchaus üblich. Gehören Sie dann zu den Geschiedenen-Wiederverheirateten?
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief Kirche In, 21. November 2014 (Einsendedatum)
Traumfrau und Traumdiözese
Erfrischend war der Artikel von Klaus Hämmerle (VN 20.11.) vom Besuch von Bischof Benno in der Berufsschule Feldkirch mit der Frage einer Schülerin: „Was ist, wenn Ihnen die Traumfrau begegnet?“ Wir können glücklich und stolz sein, dass wir jetzt einen Bischof haben, der den Kontakt zu den jungen Menschen sucht und findet und mit ihnen auf Augenhöhe spricht und debattiert. Der Bischof verwies auf seinen Ring und seine Treue zur Diözese (Vorarlberg). Gut geantwortet. Aber er hätte evtl. hinzufügen können: Es ist durchaus möglich, dass die Kirche von morgen nicht mehr die Meinung vertritt, die Treue zur Traumdiözese stehe der Treue zur Traumfrau im Wege.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 21. November 2014 (Einsendedatum)
Gut gemixt!
Kirchliches Martinsfest in Dornbirn. Alle denken an den geteilten Mantel des beliebten Heiligen. Und das Evangelium erzählt von 10 Jungfrauen, von denen die Hälfte sich plötzlich vor verschlossenen Türen befinden. Aus dieser Kombination ergab sich bei Dekan Erich Baldauf folgende Schlussaussage seiner Festansprache:
"Wenn es der Kirche nicht gelingt, den Mantel der Macht mit den Frauen zu teilen, verliert sie die Glaubwürdigkeit einer seriösen gesellschaftlichen Mitgestaltung, dann kann ihr eine Zukunft vor verschlossenen Türen drohen, die sie vielleicht schwer oder gar nicht mehr öffnen kann." Erich, das hast du gut gemixt!
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 14. November 2014 (Einsendedatum)
Mutig und kreativ
Kardinal Schönborn hat sich bei der Synode mutig und kreativ gezeigt. Er brachte Erfahrungen ins Spiel. Seine Erfahrung als Kind geschiedener Eltern und die mit homosexuellen Partnern, die sich gegenseitig treue und verlässliche Stütze im Leben sind. Außerdem war er bereit, Teilverwirklichungen der Ehe von der positiven Seite anzuschauen. Nicht: Das und das fehlt noch, was wir bemängeln und verurteilen, sondern: Das und das ist schon da, anerkennen wir es und freuen wir uns darüber! Doch nicht einmal in der von ihm geleiteten kleinen Sprachgruppe kam er mit diesen Vorschlägen durch. Warum nicht? Weil es noch zu viele Kardinäle, Bischöfe, Priester und einfache Gläubige gibt, die nicht akzeptieren können, dass auch die Wahrheiten, die als „ewig“ bezeichnet werden, in einer neuen Situation der geschichtlichen Entwicklung ein neues Gesicht bekommen dürfen und müssen, wenn sie für das Leben der Menschen bedeutsam und hilfreich bleiben sollen.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, TT, SN, W&W, KiBl, Presse, Standard , 29. Oktober 2014 (Einsendedatum)
Papst und Synode
Vor der Synode ein heftiger Streit zwischen den Kardinälen. Kardinal Kasper behauptet, was er sage, entspreche den Gedanken des Papstes.
Kardinal Burke schimpft: Der Papst hat keine Halsentzündung und er ist auch nicht stumm,. Er kann für sich selber reden. Aber Franziskus selbst schweigt. Am Beginn der Synode ermutigt Franziskus in einer sehr kurzen Rede die Anwesenden, offen, ehrlich und ohne falsche Rücksichten (z.B. auf die möglichen Ansichten des Papstes) zu sagen, was sie zu sagen haben. Wir erfahren leider recht wenig von der Synode. Aber es heißt: Der Papst wohnt beinahe allen Sitzungen bei - aber schweigend! Der sonst so Quirlige und Gesprächige hüllt sich bewusst in Schweigen. Franziskus gibt die Linie einer möglichst breiten Debatte, bei der alle mitreden dürfen, vor, aber die Stellungnahmen und Entscheidungen sollen alle gemeinsam erarbeiten.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN und andere, 13. Oktober 2014 (Einsendedatum)
Missverständnisse
Liebe Frau Gerlinde Moser, Ihr Leserbrief vom 22.9.2014 zeigt, dass Sie mich völlig falsch verstanden haben. Die Souveränität Gottes ist für mich selbstverständlich. Die 10 Gebote biege ich nicht nach eigenem Gutdünken zurecht, fasse sie aber dynamisch auf. Das tut auch die Bibel. Im AT werden die 10 Gebote zwei Mal aufgezählt. Dabei ist die zweite, in einer neuen Situation formulierte Version mit der ersten nicht voll identisch. Barmherzigkeit ist auch für Sie wichtig und sie soll nicht blind angewendet werden. Darüber sind wir uns einig. Doch je größer die Barmherzigkeit, umso weniger Bedingungen stellt sie an den, dem sie geschenkt wird. Ich gebe Ihnen recht, dass wir Priester und Theologen oft in unserm Reden und Schreiben eine falsche Sicherheit an den Tag legen und nicht genügend bedenken, dass all unsere Worte über Gott und das Religiöse im Menschen nur unvollkommenes Stückwerk sind.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 23. September 2014 (Einsendedatum)
Keine vorgefertigten Antworten!
Am 1. Oktober soll ein Buch „In der Wahrheit von Christus bleiben“ erscheinen. Verschiedene konservative Autoren, unter ihnen der Präfekt der Glaubenskongregation Ludwig Müller und vier weitere Kardinäle verteidigen darin die Ansicht, die Unauflöslichkeit der Ehe sei (was nicht stimmt) ein Dogma und die Kirche habe in ihrem Umgang mit Geschiedenen-Wiederverheirateten keinen Spielraum. Nicht einmal ein Konzil, erst recht nicht eine Synode, könne den Ausschluss dieser Personen von den Sakramenten aufheben.
Als Kardinal Walter Kasper von diesem Buch hörte, bat er die Teilnehmer/innen (es sind auch Ehepaare dabei) der Familien-Synode Ende Oktober, nicht mit vorgefertigten Antworten hinzugehen, sondern mit der Haltung des Zuhörens.
Prof. Roman Siebenrock von der Universität Innsbruck ist der Ansicht, das Wichtigste bei der Synode sei das Hören auf die Familien, Väter, Mütter und Kinder in all ihren Wirklichkeiten und Hoffnungen. Er plädiert für eine Kirche als Lerngemeinschaft im Glauben. Dem stimme ich von Herzen zu.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN u.a., 21. September 2014 (Einsendedatum)
Barmherzigkeit und heilsame Dezentralisierung
Zwei große Wünsche hat Papst Franziskus schon oft angesprochen: Barmherzigkeit für die am Rande Stehenden und heilsame Dezentralisierung der Entscheidungszuständigkeit Es wäre zu wünschen, dass ihm diesbezüglich bei der Familiensynode im Oktober dieses Jahres oder im Herbst 2015 ein Durchbruch gelänge. Für die Wiederverheirateten erwarten viele in Europa und anderswo eine menschenfreundlichere Lösung. Andererseits gilt auch für die Fragen von Ehe und Familie, dass sie sich in verschiedenen Gesellschaften und Kulturen sehr verschieden darstellen und daher nicht mit einer Lösung, die für die ganze Welt gelten soll, umfassend beantwortet werden können. Es wäre besser, wenn die Synode einen allgemeinen Rahmen abstecken, aber dann die detaillierten Antworten an die 114 Bischofskonferenzen, deren Vorsitzende an der Synode teilnehmen, delegieren würde. Das wäre ein Riesenfortschritt in der Modernisierung der katholischen Kirche.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN u.a., 12. September 2014 (Einsendedatum)
Reise der Kirche heute
Das KirchenBlatt berichtete und kommentierte: Kardinal Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, betont bei jeder sich bietenden Gelegenheit: Keine Kommunion für Wiederverheiratete. Dem steht ein Dogma im Wege. Nicht einmal ein gesamtkirchliches Konzil kann das ändern. Papst Franziskus hingegen möchte die Frage, mindestens bis zur Familiensynode, offen lassen. Doch der Papst verbietet Kardinal Müller nicht den Mund und enthebt ihn auch nicht seines Amtes – wie dies viele „progressive“ Reformer gerne hätten. Er reagiert auf neue Art. Er nimmt den Kardinal in höchstem Amt einfach mit auf die Reise der Kirche, die jetzt in Richtung mehr Toleranz, Vielfalt, Hinsehen auf die „Zeichen der Zeit“ sowie Rückbesinnung auf den Ursprung und vor allem mehr Barmherzigkeit gehen soll. Jeder – vom „Größten“ bis zum „Kleinsten“ - darf dazu sagen, was er nach seinem eigenen Gewissen (und Amt) glaubt, sagen zu müssen. Es soll die Reise einer frohen und bunten, wenn auch nicht einfach zusammen zu haltenden Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern werden.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für das Kirchenblatt, 31. Juli 2014 (Einsendedatum)
Pfarreien ohne eigenen Priester
Frau Sylvia Albrecht hat die traditionelle katholische Lehre von Priestertum und Eucharistie gut dargestellt. Nur in neuen Situationen muss es erlaubt sein, neue Fragen zu stellen.
Die heutige Not in der katholischen Kirche ist, dass es in Zukunft für viele Gemeinden keine Priester mehr geben wird, die in und mit ihnen regelmäßig Eucharistie feiern können. Gibt es dafür eine gute Lösung, ohne dass wir zum früher gehabten Klerikalismus – den auch Papst Franziskus nicht mag – zurückkehren? In den vier Evangelien habe ich entdeckt, dass Jesus nicht nur beim Abendmahl, sondern überhaupt nie von einer christlichen Priesterweihe redet. Daraus mache ich nicht den Schluss: Das Priestertum muss abgeschafft werden. Wohl aber schließe ich daraus: Gemeinden, die keinen Priester haben, dürfen von Jesus her auch ohne Priester Eucharistie feiern. Ihnen gilt Jesu Wort: „Tut dies zu meinem Andenken!“ Damit wären zwei Probleme gut gelöst:
1. Es gäbe keinen Priestermangel mehr.
2. Keine Diözese müsste historisch gewachsene Pfarreien, auch wenn sie noch so klein sind, zu XXL- Pfarrverbänden oder Seelsorgeräumen zusammenschließen.
Dadurch hätte die katholische Seelsorge weit bessere Zukunftsaussichten.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 1. Juli 2014 (Einsendedatum)
Berufen
Jedes Jahr freue ich mich auf die KirchenBlatt-Nummer, in der die Priesterjubilare sich vorstellen oder vorgestellt werden. Immer wieder von Neuem staune ich, wie Gott sehr verschiedene Menschen mit verschiedenen Auffassungen von ihrer eigenen Aufgabe und von der Kirche in den Priesterdienst beruft. Jedem Einzelnen zuzuhören, weitet unsern Horizont. Schade, dass bisher zwei wichtige Verschiedenheiten (Verheiratete und Frauen) nicht zugelassen sind. Das Gesamtbild würde noch bunter und noch menschlicher. Und – davon bin ich überzeugt - die seelsorgliche Arbeit jeder Diözese würde noch fruchtbarer werden.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief fürs Kirchenblatt, 27.6.2014 (Einsendedatum)
Ermächtigung durch Jesus
Wer in der Kirche eine jahrhundertealte Gewohnheit, die allen gut begründet scheint, im Sinne Jesu an die heutigen Herausforderungen anpassen will, wird leicht missverstanden und verurteilt, bevor klar ist, worum es eigentlich geht. So geschehen in Tirol im Falle einer Basisgruppe rund um Martha und Gert Heizer. Diese Gruppe hat in der Bibel – wie viele andere katholische Gruppen in verschiedenen Ländern Europas auch - in den letzten Jahrzehnten entdeckt, dass Jesus den Auftrag, Eucharistie zu feiern, an eine Gemeinde, nämlich die Urgemeinde gegeben hat. Von Priestern oder Priesterweihe war dabei nichts zu sehen und zu hören. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung: Jede christliche Gemeinde innerhalb der Kirche darf und soll – als Nachfolgerin der Urgemeinde - (mit oder ohne Priester) Eucharistie feiern. Wer ermächtigt sie dazu? Jesus selbst. Es geht also keineswegs um eine „Selbstermächtigung“ einzelner Personen oder einzelner Gemeinden. Sie versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen das zu tun, was ihnen von Jesus her geboten wurde. Gibt es jemand, der ihnen das verbieten kann? Braucht es jemand, der es ihnen erlaubt, bevor sie es tun dürfen?
Es ist selbstverständlich, dass sie miteinander beten, singen, die Bibel lesen, usw. dürfen. Warum soll das für das Brechen des Lebensbrotes, das Jesus ebenso von allen seinen Jüngern und Jüngerinnen erwartet, nicht gelten?
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, TT, SN, 29. Mai 2014 (Einsendedatum)
Mutige Bischofskonferenzen
Bischof Erwin Kräutler vom Xingu/Brasilien hat Papst Franziskus erzählt, dass es in seiner Diözese mit 700.000 Gläubigen rund 800 Gemeinden gibt, die von nur 27 Priestern betreut werden sollen und daher nur 2-3 Mal im Jahr Eucharistie feiern können. Der Papst bat darum, die Bischofskonferenzen sollen mutige, konkrete Vorschläge machen, wie solche Probleme zu lösen seien. Ich hoffe nun, dass die Brasilianische Bischofskonferenz sich mutig zeigt und sagt: Dass die Gemeinden jeden oder jeden zweiten Sonntag Eucharistie feiern können ist viel wichtiger, als dass der Feier ein Priester vorsteht. Jesus gab der Urgemeinde den klaren Auftrag: „Tut dies (nicht als Einzelne, sondern als Gemeinschaft) zu meinem Gedächtnis.“ Im Abendmahlsbericht der Evangelien findet sich weder eine Geste noch ein Wort, das auf die Notwendigkeit eines priesterlichen oder bischöflichen Vorsitzes hindeutet.
Pfarrzusammenlegungen, wie sie in Mitteleuropa praktiziert werden, lösen das Problem des Priestermangels nicht wirklich. Sie schieben es nur vor sich her. Trotz großer Mitarbeit der Laien wird die Kirche einem Priester nicht mehr als 5 oder 10 Pfarreien anvertrauen können. Da wäre eine solide Dauerlösung gefragt. Die könnte von Jesus her sein: Priesterlose Gemeinden können auch so miteinander Eucharistie feiern. Das Kirchenrecht und die kirchlich-theologische Tradition dürfen nicht verbieten, wozu die Worte und Taten Jesu auffordern.
Kath. Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, TT, SN, Publik Forum, KIrche In, usw., 24. April 2014 (Einsendedatum)
Von Kirche alt zu Kirche neu
Em. Univ. Prof. Anton Kolb/Graz hat in 10 Punkten eine treffende und übersichtliche Jahresbilanz von Papst Franziskus gezogen: Der Mensch steht wieder im Mittelpunkt. Sein Stil überzeugt, seine Aussagen berechtigen zu Hoffnung und Mut, seine Sprache wird verstanden. Er sorgt für Transparenz. Er bemüht sich, nach dem Evangelium und dem Konzil zu handeln. Er setzt sich ein für: 1. Ein Neuausrichtung des Papsttums. 2. Eine dynamische und vorwärtsgewandte Vision von Kirche und Gesellschaft. 3. Den Vorrang der Pastoral gegenüber der Lehre. 4. Eine grundlegende Reform der römischen Kurie. 5. Eine Strukturreform(Stärkung der Bischofssynoden, der Bischofskonferenzen, der Armen und der Ökologie). 6. Eine Deutung der Kirchengeschichte im Sinne von Kontinuität und Diskontinuität.(Die Kirche bleibt sich treu, indem sie sich verändert.) 7. Einen Dialog mit allen, auch den Fernstehenden und Anders- oder Nichtglaubenden. 8. Ein Bekennen der Schuld der Kirche und des Papstes. 9. Einen verstärkten Einfluss der Frauen in der Kirche. 10. Eine Sicht des Volkes Gottes und der Laien nicht als Objekte, sondern als Subjekte der Evangelisierung. Papst Franziskus hat einen Kurswechsel von Kirche alt zu Kirche neu in die Wege geleitet.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 2. April 2014 (Einsendedatum)
Aussagekräftige Fotos
Immer wieder staune ich, mit welcher Deutlichkeit die meisten Fotos von Papst Franziskus seine herzliche Nähe zu den Menschen ausstrahlen. Nicht nur seine Hände und Arme, sondern auch sein Gesichtsausdruck und seine Augen „umarmen“ die Menschen, denen er begegnet. Das Foto zum VN-Bericht vom 13.3. und zu einem Leserbrief am 15.3. ist auf andere Art sehr aussagekräftig. In einfachem weißem Talar mit einfachem Brustkreuz sitzt er bei den Exerzitien in der 4. Reihe mitten unter den andern Teilnehmern. Ich hoffe, dass den Betrachtern außerdem aufgefallen ist, dass diese Andern (abgesehen von einem Einzigen im Hintergrund Stehenden) nun nichts Rotes mehr an sich haben und auch einfache Brustkreuze tragen. Das Beispiel des Papstes macht also äußerlich, und hoffentlich auch innerlich, Schule. Auch unser Bischof Benno ist erfreulicherweise ein Freund von einfachem Lebensstil und bescheidenem sowie herzlichem Auftreten.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 15. März 2014 (Einsendedatum)
Nur auf dem Weg
Die ersten Christen bekamen zuerst den Namen „Die vom Weg“ (Apg 9,2). Der Evangelist Johannes schreibt, das Wort Gottes habe „unter uns gezeltet“. Doch ein paar Jahrhunderte später tendierte die Kirche zu etwas sehr Statischem. Sie installierte sich protzig und bequem. Päpste und Bischöfe bauten Paläste. Bischöfe und Pfarrer „nahmen Besitz“ von den ihnen zugeteilten Territorien. Auch die Wahrheit wurde als Besitz (sogar als ausschließlicher Besitz) betrachtet und sollte unverändert bewahrt und weiter gegeben werden.
Das II. Vatikankonzil sprach wieder von der Kirche als dem „wandernden Volk Gottes“. Der Befreiungstheologe Leonardo Boff riet der Kirche, unnützen Ballast abzulegen und mit leichtem Reisegepäck den Weg flexibel fortzusetzen. Papst Franziskus will diese dynamische Tradition neu stärken. Er mahnt: Begebt euch auf den Weg. Geht zu den Menschen an den Rändern, nicht nur der Kirche, sondern auch der Menschheit. Geht zu den Armen und Benachteiligten. Der Papst ist uns im ersten Jahr seiner Amtszeit schon ein gutes Stück dieses Weges vorangegangen. Franziskus, der neue Bischof von Rom, macht auch zur Wahrheit zwei interessante Anmerkungen: Christliche Wahrheit ist Beziehung (Liebe) und wir haben auch die Wahrheit „nur auf dem Weg“ (damit ist wohl gemeint: als etwas, das sich selber – nicht ohne den Geist, den Jesus den Seinen zugesagt hat - weiter entwickelt und uns weiter bringen soll).
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 6. März 2014 (Einsendedatum)
Erfreuliche Reform-Fortschritte
In den letzten Jahrzehnten tat sich leider zwischen Rom und vielen Bischöfen einerseits und dem Kirchenvolk mit einem Teil der Priester andererseits eine immer größer werdende Kluft des Nicht-mehr-aufeinander-Hörens und Nicht-mehr-Verstehens auf. Doch mit dem neuen Papst bahnt sich allmählich wieder ein besseres gegenseitiges Verständnis und eine bessere Zusammenarbeit an.
Bischof Benno Elbs hat vor seiner Reise nach Rom einem Teil seiner Mitarbeiter die Möglichkeit angeboten, ihm Gedanken zum Gespräch mit Papst Franziskus zukommen zu lassen. Und der Papst hat den österreichischen Bischöfen als eigenen Auftrag 1. Nähe zu den Menschen und 2. Barmherzigkeit mit den Menschen mit nach Hause gegeben. Hinhören, hinsehen sowie mitleiden und Wunden heilen heißt also die Devise.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 7. Februar 2014 (Einsendedatum)
Kirche der Geschwisterlichkeit
Herr Jakob Dür tut so, als ob die „Brüderlichkeit“ aller Christen eine Erfindung von Generalvikar Rudi Bischof bzw. vom letzten Konzil sei. Dass dem nicht so ist, wissen alle Bibelleser. “Ihr alle seid Brüder.“ ist ein allgemein bekanntes Wort Jesu. Und Jesus verbot den Seinen, jemand Vater, Lehrer oder Meister zu nennen. Wäre das Konzil etwas konsequenter gewesen, so hätte es zumindest den Titel „Heiliger Vater“ abschaffen müssen. Die sog. „Hierarchie“ der Kirche hat nach den Weisungen Jesu nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn sie nicht nur wortreich als Dienst erklärt, sondern auch als Dienst am Volk Gottes gelebt und gehandhabt wird. „Der Größte von euch soll euer Diener sein!“ (Mt 23,11). Insofern ist Hierarchie ein leicht irreführender Begriff, der im Interesse der Sache Jesu durch einen andern, das Dienen betonenden ersetzt werden sollte.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN, 27. Jänner 2014 (Einsendedatum)
Autoritäres Vorgehen am Ende?
Erzbischof Müller, der deutsche Präfekt der Glaubenskongregation, möchte in seiner Funktion gern den Bischöfen seine Meinung, z.T. auch gegen die Pläne des Papstes (Ungang mit Wiederverheirateten und Dezentralisierung der Kirche), aufzwingen. Kardinal Rodriguez-Maradiaga, hondurianischer Koordinator des 8-köpfigen Kardinalsrates wehrt sich dagegen folgendermaßen: Müller sei ein deutscher Theologieprofessor; „in seiner Mentalität gibt es nur richtig und falsch, das war’s. Aber ich sage: Die Welt, mein Bruder, die Welt ist nicht so. Du solltest ein wenig flexibel sein, wenn du andere Stimmen hörst, damit du nicht nur zuhörst und sagst: Nein, hier ist die Wand.“ Nach Maradiaga steht Müller „halt noch am Anfang“, „im Lernprozess“. Wie es ausschaut, ist in unserer Kirche nun statt autoritärem Vorschreiben ein möglichst breiter Dialog über alle wichtigen Fragen angesagt. Möge es gelingen!
Pfr. Helmut Rohner,Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die VN und KIRCHE IN, 22. Jänner 2014 (Einsendedatum)
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