Leserbriefe
In den Leserbriefen hat der Autor jahrelang Stellung bezogen zu Fragen, die in den Medien gestellt wurden. Mit der Zeit wählte er jedoch die Themen immer stärker selber aus.
Leserbriefe 2019
Positive Jahresbilanz
Die katholische Reforminitiative Maria 2.0 wurde im Jänner dieses Jahres im deutschen Münster gegründet. Forderungen sind die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats sowie die vollständige und transparente Aufklärung von Missbrauchsfällen. Aufmerksamkeit hat die Initiative vor allem im Mai durch ihren Aufruf zu einem Kirchenstreik bekommen. Frauen sollten eine Woche lang keine Kirche betreten und alle ihre ehrenamtlichen Dienste ruhen lassen. Auch in österreichischen Pfarreien wurde dieser Kirchenstreik durchgeführt. Die Sprecherin der Initiative Frau Voß-Frick zieht für heuer eine positive Bilanz: „Es wurde viel Wind und Veränderungsdruck in die Kirche getragen. Dazu zählt auch das Thema Selbstermächtigung. Die Menschen fühlen, dass sie selbst in der Kirche aktiv werden können und müssen“. Mit Selbstermächtigung ist gemeint, dass die Frauen sich selbst die Rechte zuerkennen, die ihnen von den Kirchenmännern zu Unrecht vorenthalten werden. In Deutschland haben die aufmüpfigen Frauen auch einen Verbündeten im „Frauenbischof“ Bode von Osnabrück. Dieser sagte 2019, dass er sich Priester mit Familie und Zivilberuf sowie Frauen, die Eucharistiefeiern leiten in seiner Diözese vorstellen könne. Im Bistum Osnabrück wird auch erstmals eine Frau als „Pfarrbeauftragte“ mit Vorgesetzten- und Leitungsfunktion in einer Pfarrgemeinde eingesetzt. Bode erklärte sich auch entschlossen, alles auszuschöpfen, was für Frauen möglich sei.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 24. Dezember 2019 (Einsendedatum)
Schwerpunkte eines Bischofs
Kärnten hat endlich einen neuen Bischof, Josef Marketz. Viele, die ihn persönlich kennen, freuen sich sehr über seine Ernennung. Auch unser Bischof Benno Elbs. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt, sagte Marketz, dass sein Bischofsdienst von z. T. persönlichen Schwerpunkten geprägt sein werde. Er nannte: Die Sorge um die Menschen am Rande. Den Grundsatz bzw. Wahlspruch „Gott ist die Liebe.“ Und schließlich das Evangelium.
Der Einsatz für die Menschen am Rande unserer Gesellschaft (und unserer Kirche) sollte nach dem Wunsch des jetzigen Papstes den Dienst jeden Bischofs kennzeichnen. Doch das ist, wie wir wissen, keineswegs der Fall. Umso erfreulicher, wenn einer sich klar dazu bekennt und sein bisheriges Leben davon ein eindeutiges Zeugnis gibt. Die Glaubensüberzeugung „Gott ist die Liebe“ gibt dem Bischof die heute notwendige Weite. Gottes Liebe umfasst alle Menschen, nicht nur die Katholiken oder nur die Christen oder nur die Gläubigen. Auch nicht nur die Österreicher oder nur die Europäer. Und wie will - auch das ist interessant! - Bischof Marketz das Evangelium verkünden? Er will es „dem heutigen Menschen als Lebensdeutung auf zeitgemäße Art und Weise als Angebot und Einladung“ anbieten „und ihn in seiner Suche nach dem guten Leben“ begleiten und unterstützen.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 7. Dezember 2019 (Einsendedatum)
Umsetzung
Was nützen die schönsten Versprechungen der Politiker zur Überwindung der Klimakrise, wenn sie in der Praxis nicht umgesetzt werden? Ebenso ist es mit der Amazonassynode. Was nützt das Abschlusspapier mit vielen Vorschlägen und die nachträgliche, angeblich für alle Katholiken verbindliche „Auswertung“ des Papstes, wenn die Umsetzung nicht sofort anläuft und später weitergeführt wird? Deswegen ist der nachsynodale Rat so wichtig. 13 Mitglieder dieses Rates wählten die 280 Teilnehmer der Versammlung selbst aus ihrer Mitte. Unter ihnen sind drei starke „Motoren“ der Veränderung, die Kardinäle Claudio Hummes und Pedro Barreto sowie der unermüdliche Bischof Erwin Kräutler. Sehr erfreulich, dass der Papst den Rat noch mit drei Angehörigen aus verschiedenen Indigenen-Völkern ergänzt hat. Es sind dies zwei Frauen und ein Mann, die alle als Berater/innen an der Synode teilnahmen. Laura Pereira Manso arbeitet beim Volk der Karipuna im Westen Brasiliens. Patricia Gualinga setzt sich für Menschenrechte und Umweltschutz in Ecuador ein. Mit ihnen vertrat Delio Siticonatzi Camaiteri vom Volk der Ashaninca in Peru auf der Bischofsversammlung die Sichtweisen und die Interessen der Indigenen.
Auf der ganzen Welt hoffen viele, dass diese Synode nicht nur die Erneuerung der kirchlichen Arbeit in Amazonien, sondern auch die der Gesamtkirche vorantreibt.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 1. Dezember 2019 (Einsendedatum)
Kurswechsel gefordert
Die „AG Globale Verantwortung“, ein Dachverband, dem 35 Organisationen aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe angehören, formulierte kürzlich bei einer Pressekonferenz die Forderung nach einem Kurswechsel in der Entwicklungspolitik Österreichs. Es brauche eine „global engagierte Entwicklungshilfe.“ Um das zu erreichen, sei es nötig, eine zentrale Stelle, „in Form eines aufgewerteten Außenministeriums, eines eigenen Ministeriums oder eines Staatssekretariates zu schaffen. Angesichts der Klimakrise und der steigenden Zahl hungernder Menschen müsse die Regierung mehr Hilfe bereitstellen. Die „Kosten der Tatenlosigkeit“ seien höher als nachhaltige Investitionen in Frieden, humanitäre Hilfe oder Katastrophenvorsorge ausmachen würden. Die 17 UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung müssten im kommenden Regierungsprogramm und Budget berücksichtigt werden. Ausdrücklich betonten die Vertreter der „AG Globale Verantwortung“, der auch zahlreiche kirchliche Hilfsorganisationen angehören, dass engagierte Entwicklungspolitik auch das konkrete Leben und die politische Stabilität in Afrika betreffen müsse. „Jugend eine Welt“ wies darauf hin, dass Bildungsprogramme der Jugend nicht nur helfen, Arbeit zu finden, sondern auch eine Strategie darstellten, um die Emigration nach Europa zu verhindern.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 19. November 2019 (Einsendedatum)
Auch Laien predigten
Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz am 13. November prangerte der Papst das neue Aufflammen des Antisemitismus an. „Das ist weder menschlich noch christlich. Die Juden sind unsere Geschwister und dürfen nicht verfolgt werden.“ Dann ging er in der Fortsetzung seiner Katechesenreihe über die Apostelgeschichte auf das in Korinth lebende Ehepaar Aquila und Priscilla ein. Beide waren Opfer der Judenvertreibungen in Rom und begründeten in Korinth eine „Hauskirche“, einen „Ort des Gebetes und der Eucharistiefeier.“ Seit der Frühzeit der Kirche hatten Laien und Familien eine enorme Bedeutung für das Wachsen der Kirche, betonte der Papst. Dank ihres Glaubens und ihres missionarischen Engagements sei das Christentum über die Jahrhunderte gelangt. „Um sich lebendig zu entfalten, war auch der Einsatz dieser Familien, dieser Eheleute, dieser christlichen Gemeinden, der gläubigen Laien, die den Nährboden für das Wachsen des Glaubens geliefert haben, notwendig.“ Das Christentum sei „von Anfang an auch von Laien gepredigt“ worden, so der Papst. Laien seien aufgrund ihrer Taufe dafür verantwortlich, den Glauben weiterzutragen.“
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 13. November 2019 (Einsendedatum)
Konkrete Reformen
Viele loben die Amazonien-Synode, sie habe eine Tür für neue Wege geöffnet. Doch wir können fragen: Wo sind die konkreten Reformen? Nun, Papst Franziskus erwähnte eine Reihe in seiner Abschlussrede. Er sagte u.a.: Die Priester in Lateinamerika müssen gerechter verteilt werden. Künftige Vatikandiplomaten müssen mindestens für ein Jahr in einem Missionsgebiet eingesetzt werden. Spezielle Priesterseminare für Ureinwohner werden geschaffen werden. Im Vatikan wird es bei der Behörde für Entwicklung und Menschenrechte eine eigene Sektion für die Amazonasregion geben. Niemand braucht vor der Schaffung eines eigenen Ritus für diese Region Angst zu haben. Es gibt in der Katholischen Kirche bereits 23 Sonderriten, die trotz teilweise erheblicher Eigenständigkeit die Einheit der Kirche keineswegs gefährden. Kreativität forderte der Papst bei der Entwicklung neuer kirchlicher Dienstämter in den Amazonas-Gemeinden für Männer und Frauen. Viele hätten immer noch nicht begriffen, welch fundamentale Rolle Frauen in der Kirche haben. In Bezug auf die Ökologie lobte der Papst den orthodoxen Patriarchen Bartolomaios I. als Pionier des Umweltgedankens.
Papst Franziskus ist also überzeugt, dass die Kirche nach der Amazonien-Synode nicht weitermachen kann wie vorher. Diese Synode ist - auch wenn das viele noch nicht sehen - eine Zäsur in der Entwicklung der Katholischen Kirche.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 28. Oktober 2019 (Einsendedatum)
Neuer Katakomben-Pakt
Während des II. Vatikankonzils verpflichteten sich 40 lateinamerikanische und einige europäische Bischöfe in der Domitilla-Katakombe in Rom zu einem einfachen Leben an der Seite der Armen. Währen der noch bis zum 27.10. dauernden Amazonas-Synode unterzeichneten mehr als 40 Bischöfe aus der Amazonasregion, darunter zwei Kardinäle, einen neuen Katakombenpakt, eine neue Selbstverpflichtung, die Bischof Erwin Kräutler auf gut zwei Seiten ausformulierte. Sie verpflichten sich zum Schutz des Regenwaldes, zu einer synodalen Kirche, in der alle Getauften sich mit ihren Anliegen und Stärken einbringen können. Insbesondere der vielfältige Einsatz und Dienst von Frauen, die Gemeinschaften in Amazonien leiten, müsse anerkannt werden. Daher wollen die Bischöfe Frauen, die eine Dorfgemeinschaft und Gemeinde de facto leiten, „mit angemessenen Diensten und Ämtern stärken.“In einem von Kardinal Hummes geleiteten Gottesdienst fand die Unterzeichnung statt. Dieser brasilianische Kardinal, der auch Hauptrelator der Amazonien-Synode ist, legte Bischof Kräutler am Schluss eine Stola des berühmten Erzbischof Helder Camara auf die Schulter, die dieser beim ersten derartigen Pakt 1965 getragen hatte. Helder Camara war einer der profiliertesten Vertreter der Befreiungstheologie, kämpfte während der Militärdiktatur für die Menschenrechte und gründete die ersten kirchlichen Basisgemeinden. Bischof Kräutler erwarb sich außerordentlich große Verdienste für die Amazonas-Region und ihre Einwohner.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 21. Oktober 2019 (Einsendedatum)
Die Barmherzigkeit Gottes
Pfr. Johannes Laichner schrieb in den Bibelkommentaren von der Barmherzigkeit Gottes als „leerer Worthülse“ im Mund von Predigern und von der „Barmherzigkeitskeule“ kirchlicher Amtsträger. Er schrieb auch, dass wir auf dieser Welt seien, „um den Himmel zu verdienen“.
Ich habe in der katholischen Kirche anderes gelernt: Gott gibt uns in seiner Güte viele Geschenke, die wir nicht verdienen. Wir müssen den Himmel nicht verdienen und wir können ihn auch nicht verdienen. Aus Liebe zu Gott, als Dank an ihn wenden wir uns vom Bösen ab und geben uns ganz Gott hin. Aus Liebe gelingt uns das viel eher als wenn wir damit etwas für uns verdienen möchten. Unsere Beziehung zu Gott ist eine Liebesbeziehung oder sollte eine sein.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die Kirchenzeitungen, 10. Oktober 2019 (Einsendedatum)
Papst gegen Ist-Zustand
Status quo meint im Lateinischen den Istzustand, in dem sich die Kirche gerade befindet. Papst Franziskus möchte, dass sich die Kirche gerade auf der Amazonien-Synode, die am Sonntag begonnen hat, nicht auf die Erhaltung des Bestehenden beschränke, sondern nach neuen Lösungen suche. Er rief dazu auf, neue Wege zu beschreiten. Wenn alles so bleibt wie bisher, argumentierte er, wird die Berufung der Kirche “unter der Asche der Ängste und Sorgen, den Status quo zu verteidigen, erstickt“. „Jesus ist nicht gekommen, die Abendbrise, sondern das Feuer auf die Erde zu bringen“. Viele Menschen im Amazonasgebiet trügen schweres Leid und hofften auf den „befreienden Trost des Evangeliums“. Es gehe „um das Gegenteil davon, die Dinge laufen zu lassen“. Franziskus appellierte an die Bischöfe, sich „in Feinfühligkeit für die Neuheit des Geistes zu entscheiden“. An der Synode nehmen etwa 40 Frauen, davon ungefähr die Hälfte Generaloberinnen, teil. Sie sind nicht einverstanden mit dem Status quo der jetzigen Synoden. Sie möchten auch ein Stimmrecht. Einzelne männliche Generalobere haben ein solches. Warum also die weiblichen Generaloberinnen nicht? Nur weil sie Frauen sind? Ich wünsche der Synode einen kräftigen Pfingststurm, der die Kirche schwungvoll aus der Sackgasse des Istzustandes hinausbläst.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 8. Oktober 2019 (Einsendedatum)
Nicht zu stoppen
Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) haben im Frühjahr beschlossen, einen „verbindlichen synodalen Weg“ ins Leben zu rufen. Seither haben einzelne Bischöfe, Kardinäle und Laien dagegen Stellung bezogen. Auch der Vatikan und, wie es vielen scheint, sogar der Papst haben Bedenken dagegen geäußert. Trotzdem haben die Bischöfe und Laien in diesem Herbst beschlossen, den „synodalen Weg“ weiter zu gehen. Er könne nicht mehr gestoppt werden. Das fand breite Zustimmung. Dazu kommt, dass andere Ortskirchen zur Zeit nach Deutschland schauen und die Entwicklung genau beobachten. Mit Freude stellt der Vorsitzende des ZdK dieses internationale Interesse fest und sagt, „Der Prozess des ‚synodalen Weges‘ dient der gesamten Kirche“. Mechtild Heil von den katholischen Frauen Deutschlands, sagt: Zwar haben die einzelnen Ortsbischöfe das letzte Wort. Aber sollte der „synodale Weg“ zu entsprechenden Erneuerungs-Entschlüssen führen, werde es für jeden einzelnen Bischof schwer, „das nicht umzusetzen oder sich dagegen zu stellen“. Trotzdem werden einzelne Bischöfe bei ihrer ablehnenden Haltung bleiben. Doch dann wird es richtig spannend. Was wird die Bischofskonferenz in diesem Falle konkret tun? In Bezug auf die Amazonien-Synode, die am 6.10. beginnt, sagte Bischof Kräutler: „Wir werden uns wohl zusammenraufen müssen.“
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 1. Oktober 2019 (Einsendedatum)
Keine neuen Mauern!
Kürzlich nahmen 105 in den vergangenen 12 Monaten neu geweihte Bischöfe aus aller Welt in Rom an einem Einführungskurs in das Bischofsamt teil. Bei ihrer Audienz zum Abschluss beim Papst, warnte sie dieser davor, in der Kirche neue Mauern aufzurichten sowie Zwietracht und Konfrontation zu schüren. Wer als Bischof Hass und Misstrauen säe, sei ein „Gegenbischof“. Die Hirten hätten vielmehr dafür zu sorgen, „dass niemand Gott zum Vorwand nehme, um Mauern zu errichten, Brücken einzureißen und Hass zu säen.“ Nähe zum Gottesvolk nannte der Papst eine „grundlegende Bedingung“. Bischöfe müssten am Puls der Gemeinden und ihrer Seelsorger sein. Auch mahnte er sie, sich nicht mit „Aktentaschenträgern“ und „Ja-Sagern“ zu umgeben. Papst Franzskus wünscht sich also in der Kirche einen respektvollen und offenen Dialog zwischen den „Laien“, den Priestern und den Bischöfen sowie zwischen den Bischöfen untereinander. Wenn allerdings strukturell an der sog. „hierarchischen Ordnung“ der Kirche nichts geändert wird, droht dieser Dialog auf Augenhöhe leider ein frommer Wunsch zu bleiben.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 16. September 2019 (Einsendedatum)
Papst ernennt Vorsitzende
Soeben las ich in cathpress: „Papst ernennt Vorsitzende der Amazoniensynode“. In meiner Naivität meinte ich, der Papst habe neben einigen Kardinälen auch eine Frau als Vorsitzende ernannt. Doch es blieb bei 3 Kardinälen, einem Venzolaner, einem Peruaner und einem Brasilianer, alle über 70. Sie leiten die Synode im Namen und mit der Autorität des Papstes. Zum Glück steht dabei: Eigentlicher Leiter bleibt laut Kirchenrecht immer der Papst selbst. Riesengroß sind z. T. die Erwartungen und Hoffnungen. Riesengroß ist auch der kirchliche und – hauptsächlich in Brasilien – der politische Widerstand. Am Sonntag, den 6. Oktober wird es ernst. „Betet und wachet!“
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 9. September 2019 (Einsendedatum)
Orthodoxer Impuls
In den Augen der westlichen Christen sind die Orthodoxen sehr traditionsgebunden und abhängig von der Landespolitik. Die Orthodoxen hingegen meinen, die westlichen Christen hätten zu sehr dem modernen Zeitgeist nachgegeben. Daher ist es erstaunlich und erfreulich, dass ein wichtiger orthodoxer Impuls im Westen nicht nur Aufnahme fand, sondern sogar weiterentwickelt wurde. Bereits 1989 hat der Ökumenische Patriarch Dimitrios „die ganze orthodoxe und christliche Welt“ eingeladen, am 1. September zum „Schöpfer der Welt zu beten, mit Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und ihre Erlösung“. Die Initiative wurde 1992 von der gesamten orthodoxen Kirche begrüßt und übernommen und bald folgten, zunächst etwas zögernd, auch katholische Lokalkirchen. Unsere Pfarrer in Vorarlberg fanden zunächst, der 1. September sei ein ungünstiger Termin. Doch mit der Zeit setzte sich nicht nur ein „Schöpfungstag“, sondern eine fünfwöchige „Schöpfungszeit“ vom 1. September bis zum 4. Oktober (Fest des heiligen Franz von Assisi) durch. Heuer wie schon in früheren Jahren finden in ganz Österreich die verschiedensten Veranstaltungen für die „Bewahrung der Schöpfung“ statt. Auf Wunsch von Papst Franziskus gibt es diese „Schöpfungszeit“ seit 2015 in der ganzen katholischen Kirche.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 2. September 2019 (Einsendedatum)
Österreichische Auslandshilfe
Das Geld, das unser Staat für die Entwicklungszusammenarbeit vorsieht, ist seit Jahrzehnten immer weit unter dem internationalen Soll. Trotzdem hat Österreich, weil es keine Kolonialgeschichte hat, einen sehr guten Ruf. Die Auslandshilfe ist global gesehen „eine Erfolgsgeschichte“, zieht der bisherige Caritas-Auslandshilfe-Chef Schweifer Bilanz über die letzten 25 Jahre. Haben Anfang der 1990iger Jahre noch 1,2 Milliarden Menschen gehungert, so sind es heute trotz hohem Bevölkerungswachstums 820 Millionen. Auch seien nie so viele Kinder in die Schule gegangen. Und die Kindersterblichkeit habe sich stark reduziert. Außerdem gebe es heute im Gegensatz zu damals beinahe in jedem Land einheimische Facharbeiter in verschiedenen Bereichen. Leider sei die Zahl der Hungernden in den letzten zwei Jahren erstmals wieder angestiegen, doch das habe viel mit der Klimakrise zu tun.
In Österreich steige aufgrund der Flüchtlingsströme und der Klimakrise das Bewusstsein, dass wir voneinander abhängig sind und dass es Auswirkungen hat, wenn es Menschen anderswo schlecht geht. Dieses Bewusstsein habe sich aber immer noch nicht im Handeln der politisch Verantwortlichen niedergeschlagen, beklagt der scheidende Caritas-Sektionschef. In den letzten 25 Jahren sei es noch nie gelungen, eine Bundesregierung davon zu überzeugen, dass es im Interesse der Sicherheit und Stabilität Österreichs und Europas sei, wenn in Afrika und Asien mehr investiert werde.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 19. August 2019 (Einsendedatum)
Ihr alle seid Geschwister
Ich kenne eine Frau, die heute über 90 ist und sich gut erinnert, wie die Kirche in Vorarlberg und in Österreich in ihrer Jugend war. Sie war sehr kirchlich engagiert und kannte auch die wichtigsten Bibelstellen auswendig. Sie wohnte im Rheintal, nicht in einem abgelegenen Dorf. Ihr Ortspfarrer sagte öfters, wenn sie ihm eine Bibelstelle in Erinnerung rief: „Was kannst du mich von der Bibel lehren? Du bist eine Frau, du hast nicht studiert und du bist nicht geweiht.“
Jesus hat seinerzeit ganz anders gesagt: „Ihr alle seid Brüder,“ d.h. Ihr alle sollt euch auf Augenhöhe begegnen. Es gibt Unterschiede zwischen euch, aber das sind keine Unterschiede in der Würde oder im Wert. Paulus schreibt im Galaterbrief (Gal. 3,28): Alle Unterschiede, die ihr für wichtig halltet, sind in Christus unter Getauften ohne wesentliche Bedeutung. Des Apostels Formulierung lautet: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau….“ Es schaut so aus, als hätte die katholische Kirche all das bis heute nur halb verstanden. Frauen und Männer haben immer noch nicht die gleichen Rechte, der studierte Theologe kommt sich oft besser vor als die einfachen Gläubigen. Und der Klerikalismus ist keineswegs verschwunden. Immer noch haben Frauen oder Laien Bischöfen gegenüber wenig zu sagen oder zu entscheiden.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 10. August 2019 (Einsendedatum)
Mehr Selbstverantwortung
Der Hauptrelator der Amazonassynode im Oktober d. J., der brasilianische Kardinal Claudio Hummes meint, die Kirche brauche Neues, ohne Angst und Widerstand. In der Synode müssen sich das Alte und das Neue miteinander verbinden. Er zeigt das an zwei Beispielen, die auch für uns Europäer heute von besonderer Bedeutung sind. Kardinal Hummes spricht von einer „indigenen Kirche“. Er meint damit eine Kirche, die den indigenen Völkern mehr Eigenständigkeit zubilligt. Die „indigene Kirche“ hat ihr eigene Kultur, Identität, Geschichte und Spiritualität und ist gleichzeitig mit der katholischen Weltkirche vereint. Es geht also um eine stärkere Betonung der möglichen Verschiedenheit innerhalb der Einheit.
Das zweite Beispiel bezieht sich auf Aufbau und Leitung der Gemeinden. Hier sagt Hummes: Die Dienste in den Gemeinden vor Ort müssen von den Gemeinden selbst ausgehen. Wörtlich: „Die Gemeinde ist nicht für den Amtsträger da, sondern der Amtsträger für seine Gemeinde.“Die Dienste in der Gemeinde müssen von ihrer Kultur, ihrer Geschichte und ihren Bedürfnissen ausgehen. So soll nicht nur die „indigene Kirche“, sondern auch jede Gemeinde mehr Selbständigkeit erhalten. Aus dieser stärkeren Betonung der Selbstverantwortlichkeit der Gemeinde und der Ortskirche ergibt sich eine neue Struktur der Kirche, mehr von unten nach oben als, wie bisher, von oben nach unten.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 1. August 2019 (Einsendedatum)
Zölibat für alle freistellen!
Sehr erfreulich, dass es endlich einen Briefwechsel zwischen den Reformbewegungen und der Bischofskonferenz gab. Leider habe ich nur die Informationen, die in kathpress und in unserm KirchenBlatt abgedruckt waren. Aber es ging wohl auch darum, dass der Pflichtzölibat, auch nach Ansicht von Kard. Schönborn, den Missbrauch in der Kirche strukturell begünstige. Warum also tun unsere Bischöfe nichts gegen den Pflichtzölibat? Weil wir, so wiederholen sie seit vielen Jahrzehnten, um die Einheit nicht zu gefährden auf weltkirchliche Beschlüsse warten müssten. Stimmt das? Ich behaupte: Nein. Jesus sprach von der besonderen Gabe Gottes, dem Verzicht auf die Ehe „um des Himmelreiches willen“. Die Kirche führte die Koppelung der Ehelosigkeit an den Priesterberuf ein. Bei dieser Sachlage gibt es nach meiner Ansicht nur eine wirkliche Lösung: dass der Zölibat für Kleriker freigestellt wird. Den Pflichtzölibat beibehalten, kann die Kirche nicht, wenn sie festgestellt hat; dass er schlechte, ja sogar kriminelle Auswirkungen haben kann (spiritueller oder sexueller Missbrauch). Den freiwilligen Zölibat abschaffen kann die Kirche auch nicht. Das wäre gegen den Zölibat als Charisma, den Jesus verteidigte. Wenn es also im Grunde nur eine echte Lösung gibt, warum kann dann die österreichische Kirche nicht mit gutem Beispiel vorausgehen und hoffen, dass die andern Ortskirchen weltweit bald nachkommen?
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die Kirchenzeitungen, 25. Juli 2019 (Einsendedatum)
Kardinal Müller
Schon länger ist immer wieder die Rede von den vielen und einflussreichen Gegnern von Papst Franziskus. In Bezug auf die Benachteiligten und Flüchtlinge bleibt der Papst auf seiner ursprünglichen Linie. Aber in Bezug auf innerkirchliche Reformen ist auch bei ihm ein wachsender Einfluss von konservativen Beratern festzustellen. Der Kardinal G.L. Müller ist einer der erklärten Gegner des Papstes. Er war in Deutschland Dogmatikprofessor. Benedikt XVI. rief ihn kurz vor seinem Gang in die Pension als Präfekt an die Glaubenskongregation. Fünf Jahre lang versuchte ihn Franziskus „mit auf die Reise“ zu nehmen, doch dann sah er, dass dies unmöglich sei und entfernte ihn abrupt aus seinem Amt. Seither bekämpft Müller ganz offen alle Initiativen seines Vorgesetzten. Natürlich kritisiert er zur Zeit auch die Vorbereitung der Amazonassynode, von der viele große Veränderungen erwarten. Müller stellt im Arbeitsdokument der Synode schwere theologische Mängel fest. Es enthalte sogar eine „falsche Lehre“, nämlich dass das Amazonasgebiet „Quelle für eine Offenbarung Gottes“ sei. Dagegen stehe seit 2000 Jahren die unfehlbare Lehre von den zwei einzigen Quellen der Offenbarung Gottes. Die Eingeborenentheologie und die Ökotheologie des Dokuments bezeichnet Müller als „Kopfgeburt von Sozialromantikern“. Dass die Autoren oft die neuesten Dokumente des jetzigen Papstes zitieren, bezeichnet Müller als „Schmeichelei“. Dagegen gebe es nur wenige Hinweise auf die beiden Vorgängerpäpste oder auf die Kirchenväter.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 20. Juli 2019 (Einsendedatum)
Religions for Future
Einerseits leben wir in einer Zeit, in der sich die verschiedenen Religionen in verschiedenen Ländern gegenseitig bekämpfen. Andererseits werden sich die verschiedenen Religionen immer klarer bewusst, dass sie in vielen für die Menschheit wichtigen Anliegen an einem Strick ziehen. Das gilt besonders für „Religions for Peace“, aber in neuerer Zeit auch für „Religions for Future“, wozu eine österreichische Initiative aufruft. Christen, Muslime und Buddhisten starten in interreligiöser Zusammenarbeit eine ökosoziale Petition. Sie erklären sich auch solidarisch mit der Klimastreik-Bewegung „Fridays for Future“. Von christlicher Seite haben sich schon Vertreter/innen der katholischen, der evangelischen, der altkatholischen und der evangelisch-methodistischen Kirche angeschlossen. Als konkrete Ziele werden eine höhere Besteuerung von Energie- und Ressourcenverbrauch und von klimaschädlichen Investitionen genannt. Kräftige Unterstützung erhofft die Initiative von Bischöfen sowie Verantwortlichen in Politik und Zivilgesellschaft. Das Negativbeispiel Frankreichs, wo eine einseitig gerade die Ärmsten treffende Ökosteuer viele Proteste der „Gelbwesten-Bewegung“ hervorriefen, soll vermieden werden. Die hier vorgestellte interreligiöse Mitweltinitiative hat sich mit einer Petition und einer Erklärung via
www.schoepfung.at an die Öffentlichkeit gewandt. Die Sorge um die Zukunft der Erde und das Anliegen des Klimaschutzes kann alle Religionen und Konfessionen einen.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 12. Juli 2019 (Einsendedatum)
Abholzung verstärkt
Unglaublich. In den vergangenen Jahrzehnten wurde bereits rund ein Fünftel des Amazonas-Waldes vernichtet. Vom Juni 2018 zum Juni 2019 wurden die Abholzungen im brasilianischen Amazonas-Urwald um 60 Prozent (!) erhöht. Insgesamt gingen demnach im Juni dieses Jahres 762 Quadratkilometer Urwald verloren. Für das gesamte erste Halbjahr werden Verluste von 2.300 Quadratkilometern kalkuliert. Schon die Regierung unter Ex-Präsident Temer (2016-2018) hatte sich für eine Lockerung der Umweltauflagen stark gemacht. Damit sollte die Landwirtschaft gestärkt werden, die neue Anbau- und Weideflächen sucht. Der im Januar vereidigte neue Präsident Jair Bolsonaro hat zudem versprochen, Umweltschutzgebiete sowie indigene Reservate für die wirtschaftliche Nutzung öffnen zu wollen. Auch katholische Bischöfe in Brasilien kritisieren immer wieder, dass die Politik den Regenwald der Wirtschaft opfere und dadurch Natur und Lebensräume der indigenen Bevölkerung in Gefahr bringe. Präsident Bolsonaro hat außerdem seit seinem Amtsantritt die Kontrollbehörden weiter geschwächt. Wird die dreiwöchige Amazonas-Bischofssynode im Oktober mit dem Titel: „Amazonien: Neue Wege für die Kirche und eine integrale Ökologie“ sich spürbar dagegen stemmen können?
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 2. Juli 2019 (Einsendedatum)
„Religions for Peace“
ist nach eigenen Angaben die weltweit größte Allianz religiöser Gemeinschaften und in etwa hundert Ländern vertreten. Trotzdem ist sie bei uns beinahe unbekannt. Die Allianz veranstaltet alle 5 Jahre ein Welttreffen. Das nächste, es ist das 10., findet zum ersten Mal in Deutschland, und zwar im benachbarten Lindau vom 20.-23. August statt. Erwartet werden rund 900 Teilnehmer. Die Versammlung wird vom deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier eröffnet. Seit Beginn vor fast 50 Jahren helfen Vertreter von „Religons for Peace“ um in Konfliktregionen friedliche Lösungen zu finden. Beim heurigen Welttreffen in Lindau geht es schwerpunktmäßig auch um die Frage, welche die Rolle und die spezifischen Fähigkeiten von Frauen in Friedensprozessen seien. Der Hauptsitz der Allianz ist in New York. Der Ehrenpräsident ist der frühere evangelische Bischof von Oslo Gunnar Stalsett.
Wir erfahren heute leider vielfach, dass Religionsgemeinschaften auch Teilursachen von schweren Konflikten sein können und dass die Religionen zum Teil Gewalt fördern statt verhindern. Deshalb ist es gut, auf eine weltweite Organisation hinzuweisen, die sich die friedliche Konfliktbewältigung auf ihre Fahnen geschrieben hat. Von Jesus her ist unser christlicher Glaube ganz gegen die Gewalt ausgerichtet. Doch im Laufe der Geschichte haben die Christen die Intention ihres Gründers oft verraten.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 20. Juni 2019 (Einsendedatum)
Frauenaufstand
In verschiedenen Ländern gibt es zur Zeit eine Art Aufstand der kirchlich aktiven Frauen in der katholischen Kirche. Es sind Frauen, die sich dazu bekennen, ihre Kirche zu lieben und zu schätzen. Und trotzdem tun sie, was sie eigentlich nicht tun „dürften“. Sie wünschen sich eine Gleichstellung der Frauen mit den Männern in der Kirche und plädieren daher für eine Zulassung der Frauen zu allen Weiheämtern. Sie wissen, dass Papst Johannes Paul II. vor 25 Jahren(!) mit all seiner „unfehlbaren“ Autorität verkündet hat, dass die Kirche keine Vollmacht besitze, Frauen zu weihen. Dieser Verkündigung fügte der damalige höchste kirchliche Gesetzgeber das strenge Verbot hinzu, weiterhin über diese Frage auch nur zu reden. In Österreich ist der Aufstand der Frauen geprägt vom Geist kritischer Loyalität. Sie wollen die Kirche, wollen aber auch, dass diese ihre Entwicklung auf den heutigen Stand bringe. Zwischen Ostern und Pfingsten meldet sich im Internet (Initiative „bleiben erheben wandeln“) jeden Tag eine andere Frau zum Thema. Getragen wird die Initiative von einer Gruppe junger Theologinnen aus Tirol, unterstützt durch das Frauenreferat der Diözese Innsbruck und weitere 4 prominente Katholikinnen, die in wichtigen Institutionen arbeiten oder diese leiten. Die erwähnte Initiative soll keine Eintagsfliege bleiben. Die vorwärtsstrebenden Frauen wollen keine Ruhe mehr geben, bevor sie ihre Ziele erreicht haben werden.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 4. Juni 2019 (Einsendedatum)
Weltweite Gerechtigkeit
Viele halten das für eine unerreichbare und weltfremde Utopie. Wer glaubt heute noch an die reale Möglichkeit einer weltweiten Gerechtigkeit? Eine große internationale Bewegung: das Weltsozialforum. Und verschiedene Institutionen. Eine solche gibt es z. B. in Innsbruck seit 20 Jahren, nämlich das „Welthaus“. Dieses Haus thematisiert die weltweite Ungerechtigkeit, fordert globale Solidarität ein und wirkt an einem grundlegenden Wandel unseres Lebens mit. Bei der 20-Jahr-Feier sagte Chiara Martinelli vom Dachverband katholischer Entwicklungs-Organisationen in Brüssel: Wir brauchen einen Paradigmenwechsel im Ernährungssystem und im Energieverbrauch. „Beim Essen muss die Entscheidung auf regional und saisonal fallen….. Wir müssen weniger fliegen, auch wenn wir es nicht hören wollen. Unsere innere Einstellung muss sich ändern – weg von Konsum, hin zu einem guten Leben für alle. Außerdem sollen wir keine Angst haben, uns politisch zu engagieren- auf die Straße zu gehen und mutiger zu werden – aber bitte ohne Gewalt.“
Nach den Worten von Bischof Hermann Glettler beim Festakt steht das Welthaus für die Vision, dass weltweite Gerechtigkeit möglich sei.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 1. Juni 2019 (Einsendedatum)
Die Kirche verändern
Es ist schön, dass die Kirchenzeitungen auch Frauen das Wort erteilen,
die sich für die Frauenweihe einsetzen. Und es ist schön, dass das in Österreich viele Frauen tun. Das Interview der Vorsitzenden der kfbö Veronika Pernsteiner gefiel mir sehr gut. Zwei Sätze wurden besonders hervorgehoben: „Besser auftreten als austreten. Man kann nur von innen heraus etwas verändern.“ Dem ersten dieser Sätze stimme ich vollinhaltlich zu. Nicht aber dem zweiten.
Die Kirche verändert sich aufgrund von Einflüssen von innen und von außen. Seit der Aufklärung hat sich die katholische Kirche meiner Ansicht nach viel mehr durch Entwicklungen der Gesellschaft verändert, als durch Initiativen, die aus ihrem Innern kamen. Freilich ist es wichtig, dass es in der Kirche Menschen gibt, die hellhörig sind für gute und notwendige Entwicklungen in der Gesellschaft und diese dann auch in der Kirche einfordern. Auch die evangelische Kirche hat seit der Reformation eine Menge Änderungen in der katholischen Kirche angestoßen. Sogar manche, die ausgetreten sind, taten dies, um die Kirche zu zwingen, sich zu ändern. Zwingen lässt sich die Kirche im allgemeinen nicht, aber es stimmt sicher nicht, dass die starken Austrittswellen nur negative Folgen für die Kirche hatten. Die Entwicklung der Kirche ist von vielerlei Faktoren und von vielerlei Menschen abhängig.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für die Kirchenzeitungen, 23. Mai 2019 (Einsendedatum)
Erfreuliches Wachstum
Vor 26 Jahen startete „Fairtrade“ in Österreich mit dem Verkauf von Kaffee. Später folgten andere Produkte wie Kakao, Bananen, Schokolade oder Schnittblumen. Immer wieder konnte „Fairtrade-Österreich“ erfreuliche Zuwächse verbuchen. So auch im vergangenen Jahr 2018. Die Zunahme war verschieden je nach Produkten. Die stärksten Marktgewinne gab es bei Bananen und Kakaobohnen, nämlich jeweils 20 Prozent. Mit großem Abstand folgt z. B. die Baumwolle. Bei Fruchtsaftkonzentrat und Schnittblumen gab es sogar Einbußen. Insgesamt sind die Entwicklungen seit langem positiv und erreichten im Vorjahr die Summe von 333 Millionen Euro. Geschäftsführer Hartwig Kirner ist überzeugt: “Nur gemeinsam können wir es schaffen, ein menschenwürdiges Leben für alle zu ermöglichen.“ Und, so die Meinung von Herrn Kirner: Die Umsatzzuwächse im fairen Handel sind nicht zuletzt auf die breite Unterstützung der österreichischen Zivilgesellschaft zurückzuführen. Das „Fairtrade“-Siegel wird an Produkte vergeben, bei denen Kleinbauern oder Plantagenarbeiter bessere Preise erhalten und unter fairen Bedingungen arbeiten. Arabica-Kaffee notiert aktuell bei rund 0,9 US-Dollar je Pfund, „Fairtrade“ zahlt hingegen einen garantierten Mindestpreis von 1,40 Dollar. Den Bauern sollen jedoch nicht nur bessere Preise garantiert werden, sondern langfristig existenzsichernde Löhne. Bis dahin „ist es noch ein weiter Weg“, sagt der wiedergewählte Vorstandsvorsitzende Helmut Schüller. Es gibt also trotz bedeutender Erfolge noch immer genug zu tun.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 17. Mai 2019 (Einsendedatum)
Große Hoffnung
Papst Franziskus hat vom 6.-27. Oktober d. J. zur Amazonas-Synode nach Rom eingeladen. Viele setzen große Hoffnung auf diese erste südamerikanische Synode. Bischof Franz Josef Overbeck, zuständig für das katholischen Lateinamerika- Hilfswerk Adveniat, nahm an den bisherigen Vorbereitungen teil und kann uns daher sagen, ob unsere Hoffnungen berechtigt sind. Er stimmt diesen voll zu. Er behauptet sogar voller Enthusiasmus: Diese Synode wird eine „Zäsur“ in der Kirche sein und „nichts wird mehr so sein wie zuvor.“ Auf dem Prüfstand stehen die hierarchische Struktur der Kirche, ihre Sexualmoral und ihr Priesterbild. Auch die Rolle der Frau in der Kirche muss überdacht werden. Ein weiteres Problem ist der starke Rückgang an Gläubigen. Zudem muss die Kirche reagieren auf die „immense Ausbeutung“ der Natur so wie die Missachtung der Menschenrechte, besonders auch in Bezug auf die indigenen Bevölkerungen. Die „eurozentrische Struktur“ der Kirche werde sich ändern. Natürlich sei auch der enorme Priestermangel in Lateinamerika zu beraten. Die Kirche vor Ort habe schon jetzt vielfach „ein Gesicht von (Ordens-)Frauen.“ Adveniat-Bischof Overbeck stellt fest: Papst Franziskus hat mit seiner lateinamerikanischen Perspektive dafür gesorgt, dass ein Bewusstsein von all diesen Herausforderungen entstanden ist. Ich würde sagen: Bischof Overbecks Worte in Gottes Ohr!
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 3. Mai 2019 (Einsendedatum)
„Aufstehen“
In der Kar- und Osterwoche erklären uns viele Vertreter der christlichen Religion, wie sie das Osterfest inhaltlich deuten. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler spricht von „Aufstehen“ mit und für die andern. „Aufstehen“ mit den andern meint z.B. den Einsatz mit der jungen Schwedin Greta Thunberg und mit vielen Jugendlichen weltweit gegen den drohenden Klimawandel. „Wir müssen vom vielen Reden zum Handeln kommen.“ „Es braucht einen Zusammenschluss aller Hirne, Herzen und Hände, um das Ruder noch herumzureißen“. „Aufstehen“ für die andern bedeutet, seine Stimme gegen Unrecht zu erheben. Bischof Glettler zählt eine Reihe von politischen Maßnahmen der letzten Zeit auf, z.B. die „beschämenden“ 1,50 Euro Stundenlohn für Asylbewerber, das „permanente Gerede von der Bedrohung durch Asylwerber und Fluchtreisende“, die mit Leistungskürzungen verbundene Reform der Mindestsicherung oder wenn „Armutsgefährdete nur als Last für Tüchtige dargestellt werden“. Glettler glaubt, dass Jesus, der Auferstandene, überall erfahrbar ist,“ gerade dort, wo es ganz und gar nicht österlich ausschaut.“ Er wünscht sich, dass sich gegen die heute beobachtbare „Unkultur des Anklagens und Verurteilens“ die zentrale Botschaft des bevorstehenden Osterfestes, nämlich Versöhnung durchsetzt.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 17. April 2019 (Einsendedatum)
Blick über den Zaun
Mit manchen mutigen gesellschaftspolitischen Stellungnahmen sprach der amtierende evangelische Bischof Österreichs Michael Bünker vielen Katholiken immer wieder aus dem Herzen. Ende August geht er in Pension. Als Nachfolger stehen inzwischen 3 Kandidaten fest: Langjähriger Diakonie-Direktor Michael Chalupka, Pfarrer Andreas Hochmeir (45 Jahre) und Superintendent Manfred Sauer. Voraussetzung für die Nominierung war eine akademische Ausbildung, die geistliche Ordination, die österreichische Staatsbürgerschaft, die Vollendung des 40. Lebensjahres und die Bereitschaft, sich der Bischofswahl zu stellen. Diese findet am 4. Mai durch die Synode A.B. in Wien statt und erfordert eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen, wobei der Bischof für 12 Jahre gewählt wird und wiedergewählt werden kann.
Dazu ein paar persönliche Anmerkungen. Es geht nicht darum, die evangelische Struktur zu kopieren, aber aus ihr zu lernen. Im August geht Bünker und im Mai wird der Neue gewählt. Katholische Diözesen hingegen müssen oft ungebührlich lange nach der Pensionierung oder dem Tod eines Bischofs auf einen neuen warten. Auch in der katholischen Kirche wäre es gut, wenn die Bischöfe relativ jung gewählt werden könnten, eine beschränkte Amtszeit hätten und wiedergewählt werden könnten. Die Synode A.B., die die Wahl vornimmt, ist ein Gremium, das sich aus Gläubigen und Ordinierten zusammensetzt und die ganze Landeskirche/Ortskirche repräsentiert.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 1. April 2019 (Einsendedatum)
Verbindlich synodaler Weg
Die deutschen Bischöfe haben vor kurzem zusammen mit dem „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ beschlossen, die Frage der Macht, der Sexualmoral und des Zölibats und die damit verbundene Erneuerung de Kirche auf dem verbindlichen Weg einer Synode in Angriff zu nehmen. Das ist zu begrüßen und nach meiner Ansicht den österreichischen Bischöfen auch zu empfehlen. Deutschland und Österreich haben in der Vergangenheit mit Synoden die Erfahrung gemacht, dass sich dadurch neue Wege eröffneten. Kardinal Marx sagte, die jetzige Situation sei so dramatisch, dass die Zeit vorbei sein müsse, in der heiße Fragen nicht gestellt werden durften. Wichtig ist bei einer Synode unter anderem:
- dass die Bischöfe das Kirchenvolk aktiv einbeziehen,
- dass wirklich alle Fragen ganz offen behandelt werden können,
- dass nichts von vornherein oder hierarchisch unterbunden wird,
- dass es in der Diskussion keine roten Linien gibt, die von niemandem überschritten werden dürfen.
Kardinal Marx sagte, alle Bischöfe hätten mittlerweile bemerkt, „dass es so nicht weitergeht und dass die Gläubigen da nicht mehr mitmachen.“ Hoffen wir, dass das auch die österreichischen Bischöfe spüren und daraus den Mut schöpfen, die notwendenden Maßnahmen zu ergreifen, z. B. evtl. eine Synode auf die Beine zu stellen.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief an die Kirchenzeitungen, 12. März 2019 (Einsendedatum)
Frauenquote
In unsern Gesellschaften kennen wir die oft heißen Debatten um die Einführung oder Nicht-Einführung einer Quote für den Anteil der Frauen in Führungspositionen. Doch in der Katholischen Kirche? „Da sind wir noch meilenweit davon entfernt“, höre ich sofort viele klagen. Doch das stimmt nicht in allen Bereichen und nicht in allen Ländern. Im Bereich der Diözesanverwaltungen hat sich die Katholische Kirche Deutschlands in diesem Frühjahr bereits eine Frauenquote verordnet. 2013 gab es in Deutschland in neun Diözesen überhaupt noch keine Frau auf oberer Ebene der Diözesanverwaltung. Eine Studie zeigt auf, dass der Frauenanteil von 2013 bis heute auf der oberen Ebene von 13 auf rund 19 Prozent und auf der mittleren Ebene von 19 auf 23 Prozent gestiegen ist. Bischof Bode von Osnabrück, der den Vorsitz in der Unterkommission Frauen innehat, meint dazu: Dieser Zuwachs “ist nicht nichts, aber längst nicht zufriedenstellend“. Deshalb gibt es jetzt eine neue Zielvorgabe, eine Frauenquote für die nächsten vier Jahre. Bis 2023 soll der Frauenanteil in Leitungspositionen der Diözesen Deutschlands auf mindestens ein Drittel angehoben werden. Seit 2016 werden führungswillige Frauen von einer Mentorin oder einem Mentor begleitet und in zentralen Veranstaltungen fortgebildet. Bis 2020 sollen auf diese Weise etwa 100 weibliche Nachwuchskräfte ausgebildet werden.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 21. März 2019 (Einsendedatum)
Taten sind gefordert
Der Missbrauch-Skandal hat nun doch einige Bischöfe aus der Reserve gelockt, sodass sie es wagten, mutige Vorschläge z machen. Beispiele: Der Mainzer Bischof Kohlgraf sagt, dass er mittelfristig eine Abkehr vom Pflichtzölibat in Deutschland für denkbar halte. Der Ruhrbischof Overbeck meint, die Kirche solle Homosexualität nicht mehr mit Krankheit in Verbindung bringen. Der Osnabrücker Bischof Bode ist dafür, homosexuelle Paare zu segnen. Und schließlich wendet sich der Magdeburger Bischof Feige dagegen, die Priesterweihe von Frauen „rigoros abzulehnen und lediglich mit der Tradition zu argumentieren.“ Kardinal Schönborn forderte in seinem aufsehenerregenden Interview in Fernsehen andere dazu auf, Missbrauchsopfern zu glauben und ging mit dem guten Beispiel selber voran. Der Wiener Fundamentaltheologe Trettler war schon vor dem Anti-Missbrauchs-Gipfel davon überzeugt, dass dieser das Problem nicht lösen kann. „Es muss um eine wirklich grundlegende Umkehr gehen, die auch die Amtsfrage, die Gehorsamsfrage und die Zölibatsfrage mit einschließt.“ Eine so tiefgreifende Umkehr könnte nur ein neues allgemeines Konzil zustande bringen, meint Trettler. Evtl. mit einem solchen Konzil am Horizont müssen – nach meiner Ansicht - Papst und Bischöfe sofort Wege finden, die drei angeführten Grundfragen nicht in Worten, sondern in Taten in Angriff zu nehmen. Die Reformgruppen stehen schon seit langem zur aktiven Mithilfe bereit.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 1. März 2019 (Einsendedatum)
Kirche soll schweigen
Als der Vatikan erklärte, das „Hören auf die indigenen Völker und auf alle Gemeinschaften, die in Amazonien leben,“ werde im Zentrum der Amazonas-Synode im Herbst d.J. stehen, schrillten wohl sofort die Alarmglocken beim neuen Präsidenten Jair Bolsonaro und seinem Sicherheitschef Augusto Heleno. Nun wurde öffentlich, dass sie sich Sorgen machen, die Synode könnte sich zu sozialen und Umweltproblemen sowie zu ihrer Politik im allgemeinen kritisch äußern. Sie wollen daher alles unternehmen, um es zu verhindern. Augusto Heleno gibt sich zuversichtlich, dass das gelingen werde. „Es wird keine Probleme geben.“ Der Vatikan soll bearbeitet werden, die italienische Regierung soll behilflich sein, Gouverneure, Bürgermeister und auch Kirchenvertreter müssen „mobilisiert“ werden, um die politischen Aktivitäten der Kirche zu „neutralisieren“. Die brasilianische Regierung bestehe darauf, auch eigene Vertreter bereits für das Vorbereitungstreffen der Synode zu entsenden. Mit dieser Art von Kontrolle will die Regierung die Teilnehmer einschüchtern, weil die Intervention eines jeden vom Sicherheitsdienst wörtlich registriert werden kann. Zudem werde man, so die Regierung, im September (im Monat vor Beginn der Synode) ein eigenes Symposium veranstalten und eigene Projekte für den Amazonas präsentieren. Über die himmelschreienden Probleme der indigenen Völker und der Umwelt soll die Kirche schweigen, bzw. zum Schweigen gebracht werden.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 12. Februar 2019 (Einsendedatum)
Meilenstein
Der Besuch des Papstes in Abu Dhabi war ein Meilenstein im Dialog zwischen Christen und Muslimen. Franziskus und der Großimam der Kairoer Al Azhar-Moschee Ahmad al-Tayyeb, die sich bereits zum 5. Mal trafen, nannten sich gegenseitig „Bruder und guter Freund“. Ihre gemeinsame religiöse Erklärung hat in dieser arabischen Region eine enorme politische Bedeutung. Die wichtigste sunnitische Lehrautorität und der Papst plädierten mit außergewöhnlicher Klarheit für Religionsfreiheit, Frauenrechte und Nachhaltigkeit. Sie verurteilten jegliche Gewalt und Extremismus im Namen Gottes und ebenso den amoralischen Individualismus. Franziskus erklärte: Wahre Religionsfreiheit beschränkt sich „nicht nur auf die Ausübung der Religion, sondern sieht im andern wirklich einen Bruder und eine Schwester… derselben Menschheit, denen Gott Freiheit gewährt.“
Doch daneben sagte der Papst auch etwas, was sich unsere jetzige österreichische Bundesregierung dick hinter die Ohren schreiben sollte. „Eine Gerechtigkeit, die nur für Familienmitglieder, Landsleute und Gläubige desselben Glaubens gilt, ist eine hinkende Gerechtigkeit; sie ist (in Wahrheit) verschleierte Ungerechtigkeit.“
In Abu Dhabi gelobten die höchsten Autoritäten der Katholischen Kirche und des sunnitischen Islam sich für eine Pluralität im Glauben und für ein friedliches Miteinander der Kinder des einen Schöpfers einzusetzen. Das ist ein Meilenstein, viel mehr als man erwarten konnte.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 6. Februar 2019 (Einsendedatum)
Voneinander lernen
Im letzten KirchenBlatt war zu lesen: „Was den Weltjugendtag vor allem ausmacht, ist die Begegnung unterschiedlicher Kulturen, das Lernen voneinander und miteinander.“ Gerade in dieser Hinsicht gibt es beim Weltjugendtag diese Woche in Panama eine wichtige Neuigkeit. Die für die Pastoral der indigenen Völker zuständigen Bischöfe machen es heuer etwa 1000 jugendlichen Ureinwohnern aus aller Welt möglich, an dieser Internationalen Versammlung Jugendlicher mit Papst Franziskus teilzunehmen. Diese Jugendlichen werden ihren Altersgenossen aus unterschiedlichen Kulturgebieten veranschaulichen, dass auch von ihren in der Vergangenheit oft als „primitiv“ bezeichneten Kulturen für die Zukunft der Menschheit und der Erde Überlebenswichtiges gelernt werden kann. Dadurch werden „Völker am Rande“, die Papst Franziskus ein besonderes Anliegen sind, aufgewertet. Anschauungsmaterial bietet während des Weltjugendtages auch eine in einem Park nachgebaute Indigenen-Siedlung.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief für das KirchenBlatt, 17. Jänner 2019 (Einsendedatum)
Indigene Jugendliche
Die Weltjugendtage der katholischen Kirche kann man verschieden beurteilen. Aber jedes Mal nehmen viele Tausende von Jugendlichen daran teil und sind - jedenfalls im Moment - zum großen Teil begeistert davon. In diesen Tagen in Panama ist ein bemerkenswerter Fortschritt der Weltjugendtage festzustellen. Zum ersten Mal sieht man dort auch etwa 1000 indigene junge Menschen aus aller Welt, die ihre eigene Lebensrealität darstellen werden. Das Großereignis, an dem auch Papst Franziskus teilnehmen wird, findet vom 22.-27. Jänner statt. Die jugendlichen Ureinwohner versammeln sich vom 17.-21. Jänner zu einem Vortreffen und schließen sich dann geschlossen den andern Teilnehmern an, um das Programm mit eigenen Initiativen zu bereichern. In einem Park wird ein nachgebautes Indigenendorf errichtet, in dem die jungen Ureinwohner ihren Altersgenossen aus aller Welt die nachhaltige Lebensweise der Indigenen und ihre oft mit schweren Problemen belastete Situation nahe bringen. So können die „zivilisierten“ Jugendlichen anschaulich sehen, dass sie von ihren „primitiven“ Geschwistern Dinge lernen können, die für die Zukunft der Menschheit und der Erde wichtig sind.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 15. Jänner 2019 (Einsendedatum)
Orthodoxer Diakon
Als ich unter dem „Wort zum Sonntag“ das Foto vom orthodoxen Mönchdiakon Bartholomäos sah, hüpfte mein Herz in der Brust. Sicher freuten sich auch viele andere darüber. Die orthodoxe Kirche und die östlichen Kirchenväter sind für viele von uns leider ein verschlossenes Buch.
Und als ich daneben las, dass auch noch andere Kirchen in der Gebetswoche für die Einheit zu Worte kommen, freute ich mich noch einmal. Eine prima Idee. Sie alle haben uns etwas zu sagen. Es lohnt sich, die Vielfalt dieser Schätze zu heben. Schön, dass uns die Kirchenzeitungen dabei behilflich sind.
1959 im byzantinisch-slawischen Ritus geweihter Priester Helmut Rohner, Dornbirn
Leserbrief für die Kirchenzeitungen, 6. Jänner 2019 (Einsendedatum)
Leonardo Boff
Er ist Brasilianer, Enkel von eingewanderten Italienern und einer der weltweit bekanntesten Befreiungstheologen. Ratzinger verurteilte ihn als Kardinal und als Papst. Ich traf Leonardo zum ersten Mal in Brasilien auf einer großen Versammlung der Prostituierten. Schmunzelnd erzählte er mir: „Eigentlich bin ich dieser Tage wieder nach Rom zu einem Verhör geladen, doch ich teilte ihnen mit, dass ich nicht kommen könne, weil ich zu dieser so wichtigen Prostituierten-Versammlung gehen müsse.“
Als ich schon aus Brasilien zurück war, hielt Leonardo Boff einen Vortrag in Frastanz. Er sollte erklären, was die Europäer von den Brasilianern lernen könnten. Doch er sprach zuerst von Hilfen der Europäer an die Brasilianer und erwähnte dabei auch mich, den „Pater Theodor“, der in der „Pastoral der Marginalisierten Frauen“ tätig gewesen sei. Humorvoll behauptete er in der überfüllten Frastanzer Kirche: „In Brasilien warten Tausende von Frauen auf die Rückkehr von Pater Theodor.“
Vor kurzem wurde Leonardo 80 Jahre alt und Papst Franziskus schrieb ihm einen kurzen Glückwunsch-Brief, in dem er ihn als „Bruder“ ansprach und ihm für seine Unterstützung dankte. Die brasilianischen Medien werteten dies als eine späte römische Anerkennung des verdienten und mit Recht weltberühmten Befreiungstheologen, der auch eindeutig mit Bischof Erwin Kräutler geistesverwandt ist.
Pfr. Helmut Rohner, Bahnhofstrasse 18/10, Dornbirn
Leserbrief, 1. Jänner 2019 (Einsendedatum)
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2022
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2021
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2020
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2018
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2017
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2016
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2015
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2014
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2013
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2012
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2011
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2010
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2009
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2007 - 2008
zu den Leserbriefen aus dem Jahre 2003 - 2006